Das Belvedere hat seinen eigenen Sound

Stella Rollig mit den Musikern Mira Lu Kovacs und Manu Mayr.
Mira Lu Kovacs und Manu Mayr entwickelten für das Museum eigene Klangidentität.

Gerne ist es „Für Elise“ von Beethoven, irgendeine andere berühmte Klassik-Komposition, ein Soul-Evergreen oder Baldrian-Esoterik-Gedudel, das einem in der Warteschleife – unterbrochen nur von der Ansage: „Sie werden verbunden, bitte warten. Please hold the line!“ – die letzten Nerven raubt.

Warten ist schwer. Mit guter Musik ist es auf jeden Fall erträglicher. Das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen des Belvedere, die sich im Frühjahr auf die Suche nach einer neuen Warteschleifenmusik machten. Diese Suche war zugleich der Ausgangspunkt für die am Dienstag präsentierte „Sound Identity“ des Museums, die nicht nur neue Musik für die Telefonschleife umfasst, sondern auch im täglichen Museumsbetrieb zur Geltung kommen wird – etwa um die Besucher auf die bevorstehende Schließung der Ausstellungen hinzuweisen.

Berührend

Das Belvedere sei das erste Kunstmuseum in Österreich mit einer eigenen Klangidentität, betonte Direktorin Stella Rollig stolz.

Gesucht wurde national und im kleinen Kreis: Es gab keinen öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb, sondern es wurden unter der Leitung von Walter Gröbchen, einem Kenner der österreichischen Musikszene, „namhafte Musiker der zeitgenössischen Szene“ eingeladen, Vorschläge einzureichen. Wie viele Künstler für das Auswahlverfahren gefragt wurden, wurde auf Nachfrage nicht beantwortet.

Durchsetzen konnten sich auf jeden Fall Mira Lu Kovacs und Manu Mayr, die gemeinsam auch in der Band 5K HD spielen. „Sie haben einfach ein wahnsinnig spannendes Ergebnis abgeliefert“, kommentiert Walter Gröbchen die Entscheidung.

Ausgehend von einer kurzen Gitarrenmelodie als Sound-Logo wurden zwölf verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Längen und Stimmungen entwickelt. Herausgekommen sind verträumte, berührende, kantige, aber nie zu experimentelle Klangwelten zwischen Tradition und Moderne. Die teils schwebenden Sounds zeichnen sich durch einprägsame Kurzmelodien oder den sparsam eingesetzten Gesang von Mira Lu Kovacs, die zurzeit einer der gefragtesten Musikerinnen des Landes ist, aus.

Das Ausgangsthema wurde auf der Gitarre entwickelt, das dann weitergesponnen wurde – mal auf klassische Instrumentation, mal auf synthetische Klänge setzend. Ziel sei gewesen, in wenigen Sekunden eine unverwechselbare Identität zu schaffen, unterstrich Kovacs, die heuer gemeinsam mit Yasmin Hafedh alias Yasmo das Popfest Wien (25. bis 28. Juli) kuratiert. Die Räumlichkeiten im Belvedere und Belvedere 21 kenne man gut, auch von früheren Besuchen, sagt Mayr ergänzend. „Wir hatten immer starke Bilder vom Schreiten durch die Gänge im Kopf.“

Wer jetzt die neue Warteschleifenmusik hören möchte, muss sich noch mit einem Anruf im Belvedere gedulden: Der Start für die eigene Klangidentität ist erst für Anfang August geplant.

Das Belvedere hat seinen eigenen Sound

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