Danger Dan: „Zeigt mich an, und ich öffne einen Sekt"

Danger Dan: „Zeigt mich an, und ich öffne einen Sekt"
Der deutsche Rapper teilt gegen Rechts aus und veröffentlicht ein unerwartetes Klavieralbum: "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt".

Danger Dan wollte wissen, wie weit er gehen kann, wo aktuell die Grenzen in Sachen Kunstfreiheit gezogen werden. Und ließ mit dem Song „Alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ Ende März einen Testballon steigen. Aber die Empörung, der Shitstorm, wie er zuletzt über die Schauspieler und Schauspielerinnen nach ihrer Aktion #allesdichtmachen hereingebrochen ist, blieb (überraschend) aus.

Das liegt vielleicht an der Themensetzung. Denn Danger Dan gießt kein Öl ins Corona-Feuer, sondern übt Kritik (zunächst im Konjunktiv, später ohne und im Video mit einer Kalaschnikow in der Hand) an den Sicherheitsbehörden und Vertretern des rechten politischen Lagers.

Danger Dan, der eigentlich Daniel Pongratz heißt, und mit seiner Antilopen Gang eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Hip-Hop-Crews der vergangenen Jahre bildet, ist, was das Verteilen von verbalen Watschen angeht, aber auch ein Vollprofi. Soll heißen: Er weiß, wie man seinen Endgegnern, also Rechtspopulisten, Spießern und Schlechtmenschen, einschenkt, ohne sich dabei lächerlich und schmutzig zu machen.

Penélope Cruz

Der Inhalt von „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ ist poetisch, klug und juristisch geprüft. „Natürlich habe ich das von Juristen überprüfen lassen, da ja mit Klagen zu rechnen war. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ausgerechnet die Leute, die immer behaupten, man dürfe nichts mehr sagen in diesem Land, auch die ersten sind, die einen dann vor Gericht zerren, wenn man anfängt, sie zu kritisieren“, sagt der Musiker und ist sich seiner Sache sicher – zumindest im Refrain. Da heißt es nämlich: „Zeigt mich an, und ich öffne einen Sekt, das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.“ Und bisher hat er auch noch keine Flasche geöffnet. Es sei noch kein Brief, keine Anzeige bei ihm angekommen, sagt er im KURIER-Interview. Nachsatz: „Es bleibt spannend. Aber juristische Konsequenzen würden das Kunstwerk nur veredeln.“

Der 38-Jährige Aachener trägt seine Geschichten – sich selbst am Klavier begleitend – in bester Kleinkunstmanier vor. Das Klavier habe er nur gewählt. weil er Oboe nicht könne. Spaß beiseite: „Ich glaube tatsächlich, dass jemandem, der auf einer Theaterbühne Klavier spielt, anders zugehört wird als jemandem, der im Hinterhof Freestyle rappt. Vielleicht nennt man das Positiven Klassismus.“

Mit seinem am Freitag erscheinenden Album verfolge er keine Ziele. „Es gibt auch kein Kalkül, ich bin einfach nur ein Musiker, der ab und zu auf der Tastatur ausgerutscht ist“, witzelt er. Ironie und Humor kommen in seinen elf Songs übrigens nie zu kurz. In „Lauf davon“ besingt er Jobs mit flexiblen Arbeitszeiten in hippen Agenturen und erfolgreiche Start-up-Unternehmer im Ramones-T-Shirt. Das sei alles zum Davonlaufen.

„Topf und Deckel“ ist ein wunderschönes, weil herrlich anderes Liebeslied. Und die Sextouristen in Bangkok verprügelte er natürlich nicht mit der Schauspielerin Penélope Cruz. „Das ist ein Insiderwitz. Meiner Reisebegleitung wurde nachgesagt, Penelope Cruz zu ähneln“, so Danger Dan.

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