Die Bühne (Bernhard Hummer) bleibt über die gesamte Spieldauer schwarz. Die Grauschattierungen der Projektionen von Damenbeinen oder einem Palais sehen aus wie die Negative von Filmen. Für Charme und Schmäh ist in diesem Setting kein Platz. Erath belässt die Geschichte der Chansonnette Sylva Varescu, die ihren Edwin aus Standesgründen erst nicht und dann doch heiraten darf, nur als Skelett. Das aber überfrachtet er mit seiner Deutung, bis es darunter fast zusammenbricht.
Der Erste Weltkrieg, in dessen ersten Jahren diese Operette entstand, ist permanent präsent. In Form von Reitstiefeln als Hinweis auf die Kavallerie. Tote, schwarze Pferde auf der Bühne, deren „Geister“ im Galopp als Projektionen immer wieder auftauchen.
Sylva verabschiedet sich vom Publikum mit der Hoffnung, dass der Krieg vorbei ist, wenn sie aus Amerika zurückkommt. Annette Dasch zeigt diese Chansonnette im ersten Teil als Sally Bowles (aus „Cabaret“), die sich in „Die letzten Tage der Menschheit“ verirrt hat. Auch „New York“ stimmt sie in einer deprimierenden Version an. In ihrem Tanz drückt sie ihre Verzweiflung aus, das berührt.
Alexandre Beuchat zeigt ihren Edwin als distanziert vor sich hinträumenden Egozentriker. Diese Figuren vermitteln den Eindruck, dass sie nur ein Paar werden, weil es im Libretto steht.
Ein vokaler Lichtstrahl ist Juliette Khalil als Stasi. Wortdeutlich singt sie in allen Lagen, ihr Sopran ist hell und geschmeidig. Jakob Semotan changiert als Boni zwischen diabolisch-dämonischer Kunstfigur und überschwänglichem Liebhaber. Bei diesem Paar ist auch die Verbundenheit zu spüren. Da braucht man keine eingespielten Herzschläge, die auch bei anderen Figuren immer wieder zu hören sind. Als Fürstenpaar Weylersheim ergänzen Roland Koch und Regula Rosin, die auch vokal auftrumpft.
Ins Konzept gepresst
Bei der Quasi-Verlobung von Sylva und Edwin wird der Hochzeitsgesang aus Wagners „Lohengrin“ zitiert. Beim Empfang im Hause Weylersheim treten Paare aus Operetten und Opern auf. Das alles wirkt wie Stückwerk, das in ein Konzept gepresst ist, das nur Varianten von deprimierenden Szenarien zulässt. Auf Kontraste wird verzichtet. Alles bleibt düster.
Wirklich schlimm ist, dass Glanzstücke – wie die „Mädis vom Chantant“ oder „Jaj Mamán“ – mit Understatement versenkt werden.
Tobias Wögerer lässt Kálmáns Musik eindrucksvoll aus den Ligeti-Passagen aufsteigen. Mehr Intensität und Emotionen aus dem Graben wären aber kein Nachteil gewesen. Ein paar Buhrufe für die Regie und freundlicher Jubel für das Ensemble.
KURIER-Wertung: 2,5 Sterne
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