Claudio Abbado: Ein Magier, stets jung

Er hatte nicht immer die beste Nachred’: In Mailand, wo er von 1968 bis 1986 Musikchef der Scala war, endete seine Amtszeit im Streit. In Wien, wo er von 1986 bis 1991 Musikdirektor der Staatsoper war, hatte er nicht nur mit Intrigen, sondern auch mit eigenen höchsten Ansprüchen zu kämpfen. In Berlin, wo er ab 1989 die Chefposition bei den Philharmonikern übernahm, gab es ebenso Spannungen. Und es gibt nicht wenige Musiker, die berichten, wie problematisch teilweise Proben mit Abbado waren und sind. Aber bei Konzerten, wenn es darum geht, gemeinsam vor und für Publikum zu musizieren, entwickelt er bis heute eine Kraft, eine Aura, eine Magie wie nur wenige andere.
Glanzlichter
Claudio Abbado, geboren am 26. Juni 1933 in Mailand, ist seit vielen Jahren ein Mythos, der leider viel zu selten zu erleben ist – auch aufgrund seiner Krebserkrankung, die 2000 ausbrach und die er besiegte. Im Gegensatz zu vielen anderen Mythen basiert jener vom exemplarischen Dirigenten Abbado auf tatsächlichen Leistungen. Und es gibt nicht wenige Wiener Opernliebhaber, die heute noch an Produktionen wie „Wozzeck“, „Viaggio a Reims“ oder „Fierrabras“ denken. „Glanzlichter“ nennt etwa Hans Landesmann diese Staatsopern-Premieren, und: „Unauslöschlich.“
Mit Landesmann gründete Abbado das Festival Wien Modern, das einer der vielen Beweise dafür ist, wie sehr Abbado stets um Gegenwart und Zukunft, um die Förderung zeitgenössischer Musik bemüht war. Auch wenn er 80 wird: Im Kopf ist er jung wie wenig andere. Den Blick stets nach vorne gerichtet. Und nie die höchste Qualität aus den Augen verlierend.

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