Channing Tatum in "Der Hochstapler - Roofman": Netter Typ, leider kriminell
Warum wird jemand kriminell? Noch dazu, wenn er so ein netter Typ ist wie Jeffrey Manchester?
Jeffrey ist sogar dann noch nett, wenn er in eine McDonald’s-Filiale einbricht und die schockierten Angestellten in den Kühlraum sperrt. Er entschuldigt sich höflich und überlässt den bibbernden Mitarbeitern seine eigene Jacke, damit ihnen nicht allzu kalt wird.
Wie es dazu kam, dass aus dem Ex-Soldaten Jeffrey anstelle eines braven Familienvaters ein vielgesuchter Räuber wurde, fragt sich Jeffrey selbst. Die Antwort darauf gibt US-Regisseur Derek Cianfrance, der mit Ryan-Gosling-Filmen wie „Blue Valentine“ und „The Place Beyond the Pines“ auffiel. Diesmal hat er für die Hauptrolle nicht Gosling, sondern Channing Tatum in seiner bislang besten Rolle engagiert – für eine Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht.
Jeffrey ist ein gut aussehender, blauäugiger Typ, der den Frauen gefällt und seiner Tochter ein guter Papa sein will. Dabei verwechselt er väterliche Zuneigung mit unerschöpflicher Kaufkraft. Seine Spezialität sind McDonald’s-Einbrüche durch das Dach – daher sein Spitzname „Roofman“. Verknackt zu 45 Jahren Gefängnis, gelingt ihm Anfang der Nullerjahre der Ausbruch – und der Beginn eines zweiten Doppellebens in einer Filiale der mittlerweile eingegangen US-Spielzeugkette Toys’R’Us.
Spielt einen echten Widerling: Peter Dinklage als fieser Filialleiter.
Stofftiere
Unbemerkt bricht er ein, baut sich in einem Hohlraum des Verkaufsraums eine Bleibe, schläft in Spiderman-Bettwäsche zwischen Stofftieren und ernährt sich von M&M’s. Von seinem erhöhten Geheimplatz aus beobachtet er die Abläufe im Geschäft: Er sieht, wie der Filialleiter (ein richtiger Widerling: Peter Dinklage) seine Angestellten mobbt und findet an der Alleinerzieherin Leigh (immer toll: Kirsten Dunst) Gefallen.
Channing Tatum und Kirsten Dunst in "Der Hochstapler - Roofman".
Channing Tatums Luxuskörper kennt jeder, der ihn als Stripper in der „Magic Mike“-Reihe genossen hat. Beschwingt und knapp bekleidet, tanzt er nächtens durch die Gänge, fährt Rollschuh oder hechtet eindrucksvoll muskulös in sein Geheimversteck. Die vielen heiteren Comedy-Momente aber können über die tiefe Traurigkeit der Geschichte nicht hinwegtäuschen. Gedreht auf wunderbar körnigem, analogen 35-mm-Filmmaterial, liegt ein melancholischer Schleier über den verhangenen Bildern, die davon erzählen, dass es kein richtiges Leben gibt im falschen.
INFO: USA 2025. 126 Min. Von Derek Cianfrance. Mit Channing Tatum, Kirsten Dunst.
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