Partisanen
Die Handlung setzt 1945 ein. Titos kommunistische Partisanen haben die Nazis besiegt. Die junge Partisanin Ruža bezieht mit ihrem kriegsversehrten Mann, ihrem Baby und ihrer Mutter eine Wohnung, die ihr von der Partei zugeteilt wurde (sie durfte sich einen Schlüssel aussuchen).
Doch das Haus ist nicht leer – die Tochter des ehemaligen Hausherrn, eines Nazi-Kollaborateurs, weigert sich, auszuziehen.
1990 sehen wir die Familie nach dem Tod Ružas. Mascha lebt mit ihrem Mann und ihren Töchtern immer noch in der Wohnung. Im Fernsehen verfolgt man den Anfang vom Ende Jugoslawiens. Und plötzlich sorgt der aufkeimende Nationalismus auch für Streit in der Familie.
2011 feiert man in der Wohnung ein Familienfest. Ružas Enkelin Lucija wird am kommenden Tag den wohlhabenden Unternehmer Damjan heiraten, der das Haus kaufen will, was Lucjas unangepasster Schwester Alisa gar nicht gefällt. Der Kapitalismus hat gesiegt, und in der Familie brechen alte Wunden auf.
Tena Štivičićs Stück verwebt gekonnt Privates und Politisches. Oft wird gar nichts Bedeutsames gesagt, trotzdem kann man hinter jedem Satz eine ganze Geschichte spüren. Es ist das Ungesagte, das diesen Text antreibt.
Entschleunigt
Die Szenen wechseln rasch, sie werden mithilfe der Drehbühne und projizierten Bildern vom Krieg getrennt. Die Hastigkeit der Handlung steht in einem bemerkenswerten Widerspruch zu Martin Kušejs entschleunigter Regie. In der Tat wird hier so langsam gespielt, dass vor allem vor der Pause die Langeweile manchmal ihr hässliches Gesicht zeigt. Mit dreieinhalb Bruttostunden ist der Abend auch deutlich zu lang geraten. Nach der Pause, wenn die Geschichte klarer wird, bekommt die Handlung mehr Tempo.
Das Burgtheater-Ensemble zeigt wie immer eine großartige Leistung. Nina Siewert ist als starke, um ihr Schicksal kämpfende Ruža ebenso beeindruckend wie als ihre widerspenstige Enkelin Alisa. Andrea Wenzl hat als ihre Schwester Lucija, die stur an den Fortschritt glauben will, ebenfalls starke Momente. Ebenfalls großartig: Sylvie Rohrer und Regina Fritsch. Auch Tilman Tuppy als Kriegsversehrter berührt.
Am Ende gibt es großen Jubel für Darsteller, Regie und Autorin. Zu erleben ist ein hoch interessanter, manchmal ein wenig verbremster Theaterabend.
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