Rhomberg strebt eigene Nachfolge nicht an

Ein Mann im Anzug hebt die Arme vor einem Hintergrund mit vielen kleinen Bildern.
Der interimistische Bundestheater-Chef sieht eher "zu viele" Leute in der Holding.

Der interimistische Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg erklärte am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast", dass er sich sicher nicht um seine eigene Nachfolge bemühen werde. Erneut betonte er, dass es mehr Geld für die Bundestheater brauche sowie die Notwendigkeit der Holding als Controlling-Instanz. Seinem Eindruck nach könne die Institution ihre Aufgaben auch mit weniger Personal erfüllen.

Mit Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) habe er eine flexible Abmachung über seinen Verbleib an der Holding-Spitze. Rhomberg: "Wir haben eine ganz einfache Vereinbarung, der Herr Ostermayer und ich: Er sagt mir, wann er mich nicht mehr will und ich kann jeden Tag gehen". Klar sei, dass der Minister die Controlling-Aufgaben nicht übernehmen könne, "das ist eine tägliche Aufgabe" und deshalb brauche es die Holding. Die Meinung seines Vorgängers Georg Springer, dass zehn für Revision, Controlling und Bauangelegenheiten zuständige Mitarbeiter diese Aufgaben nicht bewältigen können, teilt Rhomberg nicht. Er sehe "eher zu viele" Beschäftigte.

Angesichts der gestern präsentierten Zahlen zur Konzern-Bilanz 2013/14 mit einem Verlust von 28,4 Mio. Euro gelte es, schnell die finanziellen Weichen für die Zukunft zu stellen. Geschehe das nicht, drohen ab 2016 große Probleme, so Rhomberg, der betonte, dass er keine Schließungen möchte. Man könne allerdings "mit jedem Geld Theater machen".

Günter Rhomberg, interimistischer Geschäftsführer der Holding, macht kein Hehl aus der dramatischen Situation, in der sich die Bundestheater befinden. Im Geschäftsbericht für die Saison 2013/’14, den er am Freitag präsentierte, erklärt er, wie es zu der "existenzbedrohenden Lage" kommen konnte. Eben weil der Konzern viele Jahre unterdotiert war.

Wäre die Basisabgeltung seit der Ausgliederung 1999 der Inflationsrate angepasst worden, hätten die Bundestheater gegenwärtig 176,2 Millionen Euro zur Verfügung. Tatsächlich aber erhalten sie nur 148,9 Millionen. Die jährlichen Differenzbeträge ergeben addiert 228,8 Millionen. Die Grafik (unten) zeigt, dass die Subventionserhöhungen nicht einmal annähernd mit den steigenden Personalkosten mithalten: Die Schere klafft immer weiter auseinander.

"Geschwindelt"

Ein Liniendiagramm vergleicht Personalkosten und Basisabgeltung des Bundestheaters in Millionen Euro.
Auf diese Fehlentwicklungen hatte zwar auch Jahr für Jahr Georg Springer, Holding-Chef bis zum Sommer 2014, hingewiesen. Aber er hatte es nicht geschafft, für eine ausreichende Dotierung zu sorgen. In der Burg wurde, so Rhomberg, daher "geschwindelt", um über die Runden zu kommen. Bis eben die Blase platzte: Die Geschäftsführer Matthias Hartmann und Silvia Stantejsky wurden entlassen.

Im März 2014 musste Springer für die Saison 2012/’13 einen Jahresverlust von 22,26 Millionen Euro eingestehen. In der vergangenen Saison kamen – trotz rigider Sparmaßnahmen – weitere 6,14 Millionen hinzu. Der Bilanzverlust beträgt daher 28,4 Millionen Euro.

Um den Mehrbedarf von Staats- und Volksoper sowie des Burg- samt Akademietheaters zu decken, wird daher von der Servicegesellschaft, wie berichtet, Immobilienvermögen veräußert. Mit den erwarteten 35 Millionen Euro ist die laufende und die nächste Saison gerettet.

Sollte es nicht zu einer massiven Anhebung der Basisabgeltung kommen, bestehe "das größte Risiko für den Fortbestand der Bundestheater" in ihrer heutigen Form und Qualität, so Rhomberg. Denn dann sei zum Beispiel der Repertoirebetrieb in Gefahr, dann drohen Schließtage oder Schließzeiten. Die Entscheidung über die künftige Dotierung müsse rasch, in den nächsten zwei Monaten, fallen. Denn für 2016/’17 hätte man kein Budget erstellen können.

Stärkung der Holding

Äußerst dringlich erachtet Rhomberg auch die Klärung der künftigen Konzernstruktur. Er, der Vorarlberger, könne einfach nicht verstehen, dass anscheinend niemand schuld sei an der Finanzmisere. Er tritt daher für eine Stärkung der Holding mit klarer Verantwortlichkeit ein. In jeder Organisation gebe es eine Hierarchie: "Und die muss dann eingehalten werden." Es sei klar, dass sich die Holding nicht in künstlerische Belange einmische. Aber es habe nichts mit künstlerischer Freiheit zu tun, wenn jemand zu viele Premieren ansetzt – und daher nicht mit dem Budget auskommt.

Diese Ansagen kommen nicht überall gut. Rhomberg wollte eigentlich Einigkeit demonstrieren – und hatte die Geschäftsführer eingeladen. Doch Staatsoperndirektor Dominique Meyer verzichtete. Dass die Stimmung angespannt sein dürfte, ließ Rhomberg durchblitzen. Er findet es zum Beispiel "komisch", dass Hartmann, der die Bundestheater wegen seiner Entlassung geklagt hat (der Prozess ist ruhend gestellt), für ebendiese wieder tätig ist: Im Auftrag der Staatsoper richtet er die Wiederaufnahme seiner "Macbeth"-Inszenierung ein.

Springer darf reden

"Sehr irritierend" empfindet Rhomberg zudem, dass der von Hartmann beigezogene Finanzberater Peter Raddatz vom Burgtheater 120.000 Euro bekam, "ohne eine einzige Zeile abgeliefert zu haben". Rhomberg erklärte die Gründe, warum er Raddatz nicht von der Verschwiegenheitspflicht entbindet: um Schaden von den Bundestheatern abzuwenden – und nicht, um etwas zu vertuschen. Georg Springer z. B. darf im kleinen Untersuchungsausschuss aussagen.

Eine Grafik zeigt die Sitzplatzauslastung von Staatsoper, Burgtheater und Volksoper von 2000 bis 2015.
Trotz der Schwierigkeiten fiel die Saison 2013/’14 passabel aus (siehe Grafik): Die Budgets der Bühnen wurden eingehalten, man zählte sogar etwas mehr Besucher als im Jahr zuvor (1,34 Millionen). In der laufenden Saison fällt die Burg zurück: Die Auslastung beträgt 80,3 Prozent. Volksoper und Staatsoper bleiben stabil.

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