Kunst- und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) ließ sich in der Aussendung seines Ministeriums zu Jubel hinreißen: "Es freut mich sehr, dass die großartige Arbeit in den Museen im vergangenen Jahr erneut mit einem Besucher:innenrekord belohnt wurde." Und: "Ich danke den großartigen Teams der Museen – denn dieser Erfolg ist ihr Werk. Sie machen die Bundesmuseen zu dem, was sie sind: zu Identifikationsorten für die österreichische Bevölkerung und für Besucher:innen aus aller Welt." Den weiterhin boomenden Tourismus - er dürfte nicht unwesentlich zum Rekord beigetragen haben - erwähnte Kogler nicht.
In der Aussendung werden die Zahlen so zusammengefasst: "Die größten Zuwächse gab es im KHM-Museumsverband (+15,74 %), in den Museen der Österreichischen Nationalbibliothek (+20,76 %) sowie in der Albertina (+11,95 %). Das Belvedere (+1,85 %) und das MAK (+1,67 %) verzeichneten leichte Zuwächse. Leichte Rückgänge gab es im Naturhistorischen Museum (-3,72 %) und dem Technischen Museum Wien (-9,22 %). Ein deutlicher, jedoch logischer Rückgang von 35,41 % steht beim MUMOK zu Buche, das von Jänner bis Juni 2024 wegen Umbauarbeiten geschlossen war."
Halbe Wahrheit
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Nach Standorten aufgeschlüsselt, ergibt sich ein etwas anderes Bild: In der Albertina-Dependance im Künstlerhaus, "modern" genannt, gab es einen Besuchereinbruch um 21 Prozent. Im Unteren Belvedere betrug dieser sogar 25 Prozent. Das ehemalige 20er-Haus, nun Belvedere 21, kam auf nur 85.603 Besuche - um 13 Prozent weniger als 2023. Es bleibt das Sorgenkind der Österreichischen Galerie, das im oberen Palais mit all den Gustav-Klimt-Ikonen 1,48 Millionen Besuche zählte (und damit um 11 Prozent mehr als 2023). Wie schlecht das Belvedere 21 performt, zeigt ein Vergleich mit dem von der Albertina reaktivierten Essl-Museum in Klosterneuburg: Wiewohl erst im April 2024 eröffnet, wurde es von 65.626 Menschen besucht.
Auffällig sind zudem die Besucherzuwächse im Hauptgebäude des Kunsthistorischen Museums (plus 30 %), im Prunksaal der Nationalbibliothek (plus 25 %) und in der Papyrussammlung (plus 43 %) beziehungsweise der Rückgang im Weltmuseum (minus 16 Prozent). Dieses wurde bekanntlich von Jonathan Fine geleitet, der nun der neue Generaldirektor des KHM ist ...
Das Ranking nach Standorten führt das Obere Belvedere (1,48 Millionen Besuche) vor der Albertina (1,07 Millionen), dem KHM-Hauptgebäude (1,02 Millionen) und dem Naturhistorischen Museum (920.680 Besuche) an. Auf den Plätzen folgen der Prunksaal der ÖNB (670.854), das Technische Museum (464.150 Besuche), das Untere Belvedere (298.090) und die Schatzkammer (295.541).
Die städtische Museen
Im Vergleich mit den Bundesmuseen haben die städtischen Museen mager abgeschnitten. Das Wien Museum am Karlsplatz kam trotz Wiedereröffnung Ende 2023 nach jahrelanger Schließ- und Umbauzeit und einer neuen, gratis zugänglichen Dauerpräsentation auf nur 643.711 Besuche, das KunstHausWien, ebenfalls renoviert, in zehn Monaten auf 127.502 Besuche. Das Jüdische Museum Wien verzeichnete einen hohen Rückgang - von 108.502 Besuchen im Jahr 2023 auf deren 91.789. Man begründet dies mit dem Terrorangriff der Hamas und dem Krieg in Nahost. Aber damit dürfte man es sich gar ein wenig einfach machen: Im Jahr 2019, noch unter der Leitung von Danielle Spera, hatte das JMW 144.039 Besuche.
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