In der Bimmel (sächsisch für Bim) der Linie 16 hinaus zum neuen Messegelände begrüßt der Nino aus Wien zwischen den Haltestellen die Gäste. Er hat auch eine Botschaft parat: „Achten Sie auf Ihre Mitmenschen!“ Doch verstehen tut man ihn nicht. Seine Stimme schmiegt sich elegant ins Alltagsgemurmel.
Draußen, im weitläufigen Betongelände, muss man ein Stück weit hatschen (vorbei an der „Manga-Comic-Con“ in Halle 1, mit der man die Jugend anzulocken versucht): Der die anderen Einbauten überragende, 400 m2 große „Republiksstand“ befindet sich hinten, in der Halle 4, aber in prominenter Nachbarschaft zu Suhrkamp und Rowohlt.
Er wird von einem umlaufenden Band mit riesigen, gespiegelten Fotos von Marko Lipuš als Bebilderung der Bundeshymnen-Wörter Berge, Strome, Äcker, Dome und Hämmer bekrönt. Die Gestaltung oblag den Architekten Dörte Kuhlmann und Heimo Schimek. Als Motiv diente ihnen eine winterliche Bergwanderung: Grauer Fels und verwittertes Holz würden die (eigentlich sehr sachliche) Atmosphäre bestimmen. Auf einer der weißen Bücherwände kann man, bei richtigem Lichteinfall, Buchstaben entziffern: Sie sollen wie Schneekristalle in der Sonne glitzern – und ergeben einen Text von Ilse Aichinger, der mit „Schnee ist ein Wort“ beginnt.
Den Architekten schwebt eine „behagliche, ruhige Chalet-Atmosphäre“ vor. Und sie haben mit Raumteilern eine labyrinthartige Situation geschaffen – samt Kaffeehaus, Bibliothek und Bühne. Im Halbstundentakt werde, so Katja Gasser, die Kuratorin des Gastlandauftritts, diese ab heute (Eröffnung um 12 Uhr) mit Lesungen und Diskussionen bespielt werden. Insgesamt würden 200 Autorinnen und Autoren aus Österreich die bis 30. April laufende Messe besuchen.
Die Neuerscheinungen aller namhafter Verlage sind ausgestellt, daneben befindet sich der Gemeinschaftsstand der IG Autorinnen Autoren – und etliche Verlage (wie Picus, Haymon, Czernin, Otto Müller) gruppieren sich clusterartig drumherum.
Für einen Gag sorgt die Literaturzeitschrift manuskripte mit einem vormaligen Kondomautomaten, der um bloß 50 Cent Schachterln mit „Gefühlsechten Gedichten“ in den Geschmacksrichtungen „erotisch“, „romantisch“ und „anziehend“ auswirft. Auch Elfriede Jelinek hat sich beteiligt. Gedicht ist der Text aber natürlich keines. Die Erzählerin besucht ein einschlägiges Etablissement: „Mit verblüffter, aber gut gelüfteter Miene sitze ich da.“
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