Buchhandels-Ehrenpreis geht an Eva Menasse

Bild von Eva Menasse
Die in Berlin lebende Autorin aus Wien erhält die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung.

Die Autorin Eva Menasse erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2025. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 23. November im Klangraum Krems Minoritenkirche in Krems/Stein an der Donau überreicht. Das wurde von Benedikt Föger, dem Präsidenten des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, bei einem Mediengespräch am Donnerstag bekanntgegeben.

Die 55-jährige Wienerin, die seit über zwei Jahrzehnten in Berlin lebt, sei "eine herausragende Schriftstellerin und eine wichtige öffentliche Intellektuelle. In Zeiten wachsender Polarisierung, politischer Vereinfachung und aggressiver Diskurse erhebt Eva Menasse ihre unverkennbare Stimme - differenziert, unbequem und präzise", so Föger. "Sie steht mit ihrem Einsatz für Meinungsfreiheit und offenen Diskurs und mit ihrem kreativen Schaffen konsequent und eindrucksvoll für den kritischen Blick, für Aufklärung und aktives gesellschaftliches Engagement", hieß es in der Begründung. "Eva Menasse ist ein Mensch mit Haltung - im besten Sinne dieses oft überstrapazierten Begriffs." Sie widme sich mit analytischer Schärfe, Unbestechlichkeit, moralischer Integrität und feinem literarischen Gespür "Grundfragen des demokratischen Miteinanders: dem Umgang mit Geschichte, der Macht des Erinnerns, dem Einfluss von Sprache, der Gefahr von Ausgrenzung und der Bedeutung einer offenen, pluralistischen Gesellschaft."

Großer Erfolg mit "Vienna" und "Dunkelblum"

Eva Menasse arbeitete als Journalistin für "profil", "Format" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung". In ihrem Buch "Der Holocaust vor Gericht" (2000) versammelte sie ihre Reportagen über den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving. Als Literatin debütierte sie im Jahr 2005 mit dem Familienroman "Vienna". Es folgten "Lässliche Todsünden" und "Quasikristalle". Ihr Erzählband "Tiere für Fortgeschrittene" wurde 2017 mit dem Österreichischen Buchpreis gewürdigt. In ihrem bisher letzten Roman "Dunkelblum" (2021) widmete sie sich anhand eines fiktiven burgenländischen Örtchens dem kollektiven Verdrängen und Wegschauen in der jüngeren österreichischen Geschichte. Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert, mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch ausgezeichnet und in neun Sprachen übersetzt.

Sie "schaut hellwach auf die großen gesellschaftlichen Untiefen unserer Zeit mit einer seltenen Mischung aus Scharfsinn, Streitlust, Humor und europäischem Bewusstsein", hieß es schon 2019 in der Begründung von Florian Illies für die Zuerkennung des Ludwig-Börne-Preises an Eva Menasse, die auch Mitbegründerin und Sprecherin der Schriftstellervereinigung PEN Berlin ist. Ende 2023 erschien ihr Essay "Alles und nichts sagen", in dem sie sich mit dem "Zustand der Debatte in der Digitalmoderne" beschäftigte.

Der Ehrenpreis wird seit 1990 an Personen vergeben, "die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz in Bezug auf sprachliche sowie kulturelle Vielfalt in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben". Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählen Milo Dor, Viktor Frankl, Kardinal Franz König, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, Christine Nöstlinger, Barbara Coudenhove-Kalergi, Elif Shafak und Navid Kermani. 2024 erhielt der israelische Schriftsteller David Grossman die Auszeichnung.

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