Pirkko Saisio, 1949 in Helsinki geboren, ist in Finnlands Kulturszene ein Star. Schon ihr Debüt „The Course of Life“ (1975) wurde ausgezeichnet, ebenso der nun auf Deutsch vorliegende autofiktionale Roman „Das rote Buch der Abschiede“.
In den 1960ern, auch in Finnland Jahre des sozialen Aufbruchs, wächst die Ich-Erzählerin als einziges Kind kommunistischer Eltern, deren Bücherregal mit gesammelten Werken von Stalin und Lenin bestückt ist, auf. Sie entdeckt, dass sie Mädchen liebt, fragt sich, ob es Gott gibt, wozu man auf der Welt ist und wo sie hingehört. Zunächst: ans Theater, wo keiner Geld, aber viel Ambition hat. Eine Lebensgeschichte in Fragmenten. Zu Beginn gesteht die Erzählerin ihrem Lektor, dass sie den versprochenen Romantext verloren hat. Löschtaste gedrückt, alles weg. Sie schreibt ihn noch einmal. So liest er sich auch. Wie hingeworfen. Und doch stellenweise tief und wunderschön. Etwa bei der erschütternden Beschreibung einer toten Robbe, wo wir erfahren müssen: Robben lächeln nicht immer.