Paul Harding über eine Idylle mit Ablaufdatum
Apple Island, wie idyllisch. Hier, auf dieser Insel vor der Küste Maines, lassen sich 1793 ein ehemaliger Sklave, Benjamin Honey, und seine irische Frau Patience nieder, um Äpfel zu züchten und als Farbige friedlich, vor den Anfeindungen des Festlandes geschützt, zu leben. Noah hatte seine Arche, die Honeys hatten Apple Island, heißt es in Paul Hardings Roman „Sein Garten Eden.“ Wie Eden hat auch diese Idylle ein Ende. 22 Jahre, nachdem Benjamin und Patience ihre Siedlung begründet haben, unter anderem mit Menschen aus Angola, Kap Verde oder Edinburgh, verschlingt eine Flut Menschen, Tiere, Anbauflächen. Die paar Überlebenden entwickeln sich zur exzentrischen, eingeschworenen Gruppe. Als im Sommer 1912 ein pensionierter Lehrer vom Festland auftaucht, um die paar Kinder von Apple Island zu unterrichten, ahnen sie, welches Schicksal ihnen droht. Das eines jeden Volkes, das jemand „missionieren“ wollte. Bildstarke Lektüre, nominiert für den Booker Prize 2023.