Wenn das ganze noch durch die ständig auf Hochtouren rotierende Begeisterungs- und Empörungsmaschinerie der Sozialen Medien beschleunigt wird, stellt sich bei vielen eine diffuse Angst vor dem Kontrollverlust ein – über die Welt, die Zukunft und das eigene Leben.
Diese Angst ist das Thema von Paolo Giordanos Roman „Tasmanien“. Und der, den diese Angst quer durch das Buch und quer durch die Welt auf Trab hält, ist ein Mann in einer klassischen Midlife-Crisis: Der Kinderwunsch hat sich nicht erfüllt, der Job liefert auch keinen Lebenssinn mehr und die Werte, an denen man sich festhält, scheinen plötzlich nicht mehr zu gelten.
Paolo ist unaufhörlich auf Reisen, er befasst sich mit dem Klimawandel und mit der Atombombe, ohne aber dabei jemals an irgendeinem Punkt anzukommen. Die Liebe zu seiner Frau ist stark, aber ebenso verwirrend, die Begegnungen mit Freunden liefern ebenfalls nur widersprüchliche Gefühle.
Es ist eine wilde Irrfahrt, auf die sich der Leser begibt, und er kommt nirgendwo an. Der Zeitgeist aber, der so viele von uns umtreibt, ist der ständige Begleiter – auf unheimliche und faszinierende Weise.