Ein Beispiel: „Angesichts der Größe der Kosmetikbranche/Schönheitsindustrie würden Außerirdische zweifellos denken, wir hielten uns für irreparabel hässlich und wären von einem unaufhörlichen Bedarf an ,Verbesserungen’ getrieben“, schreibt der US-amerikanische Astrophysiker Neil deGrasse Tyson in „Im Spiegel des Kosmos“. Wir haben Geräte entworfen, die lockiges Haar glatt und glattes Haar lockig machen, ersetzen fehlendes und entfernen unerwünschtes Haar, benutzen Parfum, um besser zu riechen, tragen Make-up, um Vorzüge zu unterstreichen/Makel zu verdecken – kurzum: „Die Schönheit, die wir geschaffen haben, ist pure Fassade.“
DeGrasse Tyson empfiehlt, uns auf die Suche nach Dingen zu machen, die eine innere Schönheit, abgekoppelt von Zeit, Ort und Kultur haben. Und gibt gleich zu, damit scheitern zu müssen. Denn ein Sonnenuntergang mag schön sein und, kraft zusätzlicher Fakten, die wir zur Sonne kennen, seine Bedeutung vertiefen. Physikalische Formeln mögen schön sein. Aber auch ein Hurrikan oder ein Asteroideneinschlag können schön sein – gut sind sie nicht.
Dann also lieber staunen über uns, indem wir, wie weiland unsere Vorfahren, aus dem Höhleneingang treten und uns die seither exponentielle Entwicklung unserer Gesellschaft vergegenwärtigen. Allein 30-Jahresschritte machen schwindlig, etwa von der Erfindung des tragbaren Computers und des www bis zur KI.
Die Außerirdischen
Und schon sind wir wieder bei den Außerirdischen, etwa im launigen Kapitel über Ernährungsgewohnheiten. Viel erfährt man über die „evangelikalen Vegetarier“ und über die Amerikaner, die pro Jahr neun Milliarden Hühner verspeisen. Und darüber, dass nur Pflanzen zu speisen eine Form der „Gattungsdiskriminierung“ ist – denn auch Gemüse ist Leben (bloß, dass Vegetarier im Gegensatz zum Pflanzenfresser in der Tierwelt das Leben nicht weitergeben, „weil sie nicht auf die Wiese kacken“). Nur für Milch und Honig muss niemand sterben – und genau die beiden werden von Veganern abgelehnt.
Der Außerirdische jedenfalls würde sich wenden von den Barbaren, die alles Leben verspeisen. Aber vielleicht, siehe exponentielle Entwicklung, wird eh bald alles im Labor erzeugt. Die Vergangenheit zeigt allerdings: So gut wie alle Prognosen sind falsch. Und das ist gut so. Worüber sollten die Aliens, wenn sie wirklich kommen, sonst staunen?