Der Fußballtrainer und die Feministin

Die Wiederentdeckung der katalonischen Schriftstellerin Montserrat Roig ist für viele Leser im deutschsparchigen Raum vor allem eine Entdeckung. Und ein Zeitdokument.

Die Geschichte von Judit und ihrer wilden Freundin Kati: Eine Geschichte von Freundschaft und mehr, sie hatte sich in den 1930ern zugetragen, Andeutungen waren in den Tagebüchern Judits zu finden, die ihre Tochter Natàlia nun findet. Natàlia bittet ihre Freundin Norma, dieser Liebesgeschichte als Schriftstellerin nachzugehen. Obwohl es sie, wie sie zugibt, kränkt, dass ihre Mutter „mehr Judith als meine Mutter war“. Und doch vertraut sie auf die Kraft der Literatur, denn diese „erfindet die Vergangenheit“: „Wir wissen die Wirklichkeit erst dann zu schätzen, wenn sie Erinnerung geworden ist.“ Bevor sich Norma aber in das Frauenleben aus den 1930ern stürzt, beginnen sie und Natàlia, das eigene zu analysieren. „Die violette Stunde“ heißt der 1980 erschienene Roman der katalonischen Schriftstellerin Montserrat Roig (1946– 1991). Es ist der dritte Teil der „Barcelona-Trilogie“, deren erste Bände man für dieses Buch nicht zwingend gelesen haben muss. Roig war in ihrer Heimat eine bekannte, politisch aktive Autorin und Journalistin, auch Fußballtrainer Pep Guardiola schätzte sie nach eigener Aussage. „Die violette Stunde“ vermittelt den Grund für Roigs Ruhm nur ansatzweise, es ist ein Zeitdokument, beeinflusst von der spanischen Fauenbewegung der 1970er. Schon damals sagten manche, heutzutage Kinder in die Welt zu setzen sei eine „Schande“. 

Der Fußballtrainer und die Feministin

Montserrat Roig: 
„Die violette Stunde“
Verlag Antje Kunstmann.
319 S. 27,50€