Auch sonst: Leben im Bauhaus-Bungalow (so gut wie grünpflanzenfrei, nur nichts Barockes!), Joghurt zum Abendessen, früh raus auch am Wochenende. Die distanzierte Mathematikprofessorin scheint ihr Leben im Griff zu haben. Bis es bröckelt.
Die Handschrift verändert sich, der Mann haut ab, wer weiß wohin, dafür steht die Freundin aus Jugendtagen vor der Tür und will Geld für ihr selbst gebackenes/gebasteltes Töpferparadies. Oder ist das nur ein Geist, der da mit Croissants vom Vortag in Allerherrgottsfrüh vor der Tür steht? Marion Poschmanns „Chor der Erinnyen“ ist nicht nur wegen des Titels vielstimmig. Die Gespenster, die da plötzlich auftauchen, sind sie Rachegöttinnen? Oder hat Mathilda das „Zweite Gesicht“ von der Mutter geerbt? Es kommt schlimmer: fragwürdige Geschenke, eigenartige Heilrituale, Waldbrände. Poschmann schreibt präzise wie ihre Mathe-Oberstudienrätin es gerne hätte. Doch dann ist da dieses Gefühl von „uncanny Valley“. Unheimlich und großartig!