Mariette Navarro: Wer nicht funktioniert, ist nicht mehr da

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Die Französin Mariette Navarro erzählt in „Am Grund des Himmels“ eine kurze Geschichte von Selbstermächtigung.

Claire war eine vorbildliche Angestellte. Aus einfachen Verhältnissen stammend, hat sie Karriere gemacht und brav 12 Stunden täglich gearbeitet. Bis sie durch eine offene Luke auf das Dach ihres Bürogebäudes geklettert ist. Jetzt sitzt sie hier, ein bisschen höher als der Rauchfang, und überblickt zum ersten Mal alles. Die Gegend und das große Ganze. Nie wieder wird sie sich die Welt erklären lassen. Nie wieder das „Märchen von Vernunft“ anhören.

Als die Dachluke zufällt, ist auch der Weg zurück versperrt. Im Büro weiß niemand, was mit Claire passiert ist. Ihr Posten wird ausgeschrieben, die Putzfrau packt ihre Sachen in einen Sack. Mariette Navarro, geboren 1980 in Lyon, erzählt in „Am Grund des Himmels“ eine kurze, poetische Geschichte von Selbstermächtigung. Eine Frau befreit sich von eigenen und fremden Vorstellungen von Macht und Prestige. Ihre Befreiung ist auch ein Verschwinden. Wer nicht funktioniert, den gibt’s nicht mehr. Vielleicht auch nicht schlimm.

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Mariette Navarro:
„Am Grund des Himmels“ 
Übersetzt von Sophie Beese. Kunstmann.
155 S. 23,50 €