Louise Meriwether: Im Land der begrenzten Möglichkeiten

Louise Meriwether: Im Land der begrenzten Möglichkeiten
Louise Meriwethers Roman „Eine Tochter Harlems“

 „Scheiße“, sagt Francie am Ende, als sie wieder einmal auf der Stiege eines Hauseingangs in Harlem sitzt. Sie ist dreizehn und schon ziemlich desillusioniert – sie weiß Bescheid über die Aussichten, die ein schwarzes Mädchen 1934 im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten hat. „Wir waren alle arm und schwarz und würden’s auch bleiben, aus und vorbei.“

Louise Meriwether: Im Land der begrenzten Möglichkeiten

Louise Meriwether:
„Eine Tochter Harlems“. 

Ü.: Andrea O’Brien
Rowohlt. 
302 S. 15,50  Euro

Jeder kennt Toni Morrison („Menschenkind“) und Alice Walker („Die Farbe Lila“). Die amerikanische Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Louise Meriwether, die im Oktober 2023 mit hundert Jahren gestorben ist, war weniger berühmt, in den USA und bei uns erst recht. Ihr weitgehend vergessener Debütroman „Eine Tochter Harlems“ wurde erst vor Kurzem übersetzt. Gewalt, Armut und sexuelle Ausbeutung prägen den Alltag von Francie und ihren Freunden. Und doch ist dieses Buch kein Melodram: Francie wehrt sich, sie gibt nicht auf.

Der Schriftsteller James Baldwin schrieb 1970 in seinem Vorwort zu Meriwethers Roman, sie habe „ ..., weil sie die Welt wahrheitsgemäß aus der Sicht eines schwarzen Mädchens schilderte (...) mit bewusst leisen Tönen über eine ungeheure Tragödie berichtet und geurteilt“.