Die letzte Erzählung der Nobelpreisträgerin Louise Glück: Bezaubernd

Wer einmal in die Augen eines gerade erst auf der Welt angekommenen kleinen Menschen geblickt hat, hat es gesehen: Diese Wesen wissen etwas, das wir schon vergessen haben.
Es überrascht also keineswegs, dass die wenige Wochen alte Marigold bereits ein Buch schreiben will. Nämlich über ihre Zwillingsschwester Rose. Dass sie nicht lesen kann, ist zweitrangig, die Wörter werden den Gedanken schon folgen. Das letzte Buch der US-amerikanischen Lyrikerin und Nobelpreisträgerin Louise Glück (1943–2023), die Erzählung „Marigold undd Rose“, berichtet vom ersten Lebensjahr zweier Zwillingsmädchen. Von ersten und letzten Dingen. Geboren werden, sterben, dann womöglich ein Stück Himmel. Zart, klar, komisch. „Ich muss das irgendwo gelesen haben, dachte Marigold. Aber natürlich irrte sie sich, denn sie konnte noch nicht lesen.“

Louise Glück:
„Marigold und Rose“. Übersetzt v. Eva Bonné. Luchterhand.
64 Seiten.
18,50 Euro