„Denker der Ordnung und Gemeinwohlorientierung“
Der Politik mangle es an programmatischer Grundlage, Parteien seien zu reinen Wahlkampforganisationen verkommen: Dergleichen Vorwürfe werden oft geäußert. Ein Buch aus der Werkstatt des Campus Tivoli (vormals Politische Akademie der ÖVP) will hier einen Gegenakzent setzen: „Stichwortgeber für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft“ werden hier porträtiert – „Denkerinnen und Denker der Ordnung, der Gemeinwohlorientierung und einer offenen Gesellschaft“, wie die Herausgeber im Vorwort schreiben.
Einer dieser Stichwortgeber ist der Historiker und Publizist Friedrich Heer (1916–1983), zu dessen größten Verdiensten zweifellos sein Kampf gegen „den österreichischen religiösen und politischen Antisemitismus“ sowie „die Provinzialisierung des Geisteslebens in Österreich“ zählt.
Als durchaus geistesverwandt mit Heer kann man wohl die Historikerin Erika Weinzierl (1925–2014) bezeichnen: „Sie hat die in Österreich […] so seltene Tapferkeit vor dem Freund“, schreibt Manfried Welan über sie.
Zu den heutigen Stichwortgebern zahlreicher öffentlicher Debatten zählt mit Sicherheit Konrad Paul Liessmann (* 1953). Eines seiner zentralen Themen: die Kritik an der Moralisierung des Politischen, welche, wie Till Kinzel hier schreibt, „eine klare Sicht auf den Menschen, wie er wirklich ist“, verstellt.
Als eine Ikone des liberalkonservativen Lagers gilt nach wie vor Margaret Thatcher (1925–2013). Ihre Politik war „eine Politik der Zu-Mutung. Nicht wirklich populär, nicht wirklich sympathisch, aber wirksam“, hält Andreas Kratschmar lapidar fest.
Einer der wichtigsten bürgerlichen Vordenker der Gegenwart ist der deutsche Historiker Andreas Rödder (* 1967): eine Stimme gegen „das dämonisierende Narrativ der Klimaaktivisten und Postkolonialisten, die glauben, so Rödder, ‚die bürgerliche westliche Gesellschaft sei im Kern zerstörerisch und rassistisch‘“.
Wolfgang Sobotka, Claudia Höbarth, Christian Moser-Sollmann (Hg.):
„Stichwortgeber“, Böhlau, 484 S., 40 Euro
Kommentare