Überhaupt ist die Autorin ein bisschen despektierlich, was das Burgenland, hier nur als das „östliche Ende Österreichs“ bezeichnet, angeht. Sebauer, 34, darf das, sie kommt von dort. Sie ist in einem kleinen Dorf nahe der ungarischen Grenze aufgewachsen. Von genau so einem handelt ihr Debütroman: „Nincshof“ („Nincs“ ist Ungarisch und bedeutet „nichts“) – Gassen, Gurkenäcker und viel Nichts. Der Zufall führt niemanden in diese Gegend, wo man vom Weltgeschehen ausschließlich die Regionalnachrichten wahrnimmt. Hier führt Witwe Erna Rohdiebl ein beschauliches Dasein. Bis sie draufkommt, dass zwar ihre Freundin Frederika „Fredi“ Liebzipfl zum Baden im neuen Pool der Nachbarin eingeladen ist, aber sie, die Erna, nicht. Die Erna wird einen Weg ins Nass finden. Und wohl genau damit ein paar selbst ernannte Revoluzzer davon überzeugen, dass sie die Richtige ist, ihren Plan umzusetzen: das Dorf Nincshof dem Vergessen anheimfallen zu lassen, um, fernab der Restwelt, „frei“ zu sein. Schräg und ein bisschen gruselig ist das, schließlich haben in Österreich tatsächlich gar nicht so wenig Leute ein grundsätzliches Problem mit dem Staat.
Was die Nebenschauplätze angeht: Vielleicht hat man das eine oder andere schon gelesen. Dass Menschen, die ihren Rasen akkurat mähen, keine Guten sind, dass Thujenhecken und Maschendrahtzäune zu meiden und Zugereiste grundsätzlich unbeliebt sind. Dennoch: Johanna Sebauer ist eine wunderbare Erzählerin. Sie fabuliert und formuliert trefflich. Das Burgenland hat einen neuen Heimatroman. Auch wenn der Neusiedler See gar trüb ist.