Als Kind aus der Heimat vertrieben, gelang der Sudetendeutschen der soziale Aufstieg dank ihres Mannes. Der stattliche Willi, leidenschaftlicher Tennisspieler und stolzer Mercedes-Besitzer, war daheim nicht immer ein Gentleman. Er liebte die Rolling Stones, das war aber schon das einzig Revolutionäre, das er am Jahr 1968 gelten ließ. Frau und Kinder hatten brav zu sein. Als Willi zu einer monatelangen Geschäftsreise aufbrach, setzte Else einen äußerst ungewöhnlichen Schritt.
Jasna Fritzi Bauer, „Tatort“-Ermittlerin in Bremen (im Bild re.), hat gemeinsam mit ihrer Partnerin, der Regisseurin Katharina Zorn, einen Roman über Zorns Großmutter geschrieben, die 1968 als eine der ersten Frauen Deutschlands den Taxi-Schein machte – im Herrenanzug à la Yves Saint Laurent. Der Text springt zwischen jüngerer und länger zurückliegender Vergangenheit umher, ist unterbrochen durch QR-Codes, mittels derer man zum Text passende Kurzfilme sehen kann. Stellenweise etwas kitschig. Schön ist die differenzierte Darstellung einer Generation, in der Paare zusammenblieben, auch wenn das Glück brüchig war.