Hilary Mantel: Versunkene Dörfer, verborgene Dämonen

Hilary Mantel: Versunkene Dörfer, verborgene Dämonen
Ein Jahr nach ihrem Tod sind Hilary Mantels Shortstorys auf Deutsch erschienen.

Ihre Vorfahren lebten in einem Ort, der in einem künstlich angelegten Stausee untergegangen ist. Seit ihrer Kindheit kursierten Geschichten rund um das versunkene Dorf, sie waren ihre „Einführung in das sumpfige Gebiet zwischen Geschichte und Mythos. Seitdem trete ich dort auf der Stelle.“

Damit meinte Hilary Mantel wohl ihre historischen Romane, allen voran die mit dem Booker Prize geehrten Bücher über Thomas Cromwell. Welterfolge. Doch Mantel konnte auch anderes als Wälzer schreiben. Filigrane und zugleich kraftvolle Short Storys etwa, für die sie, wie sie in „Sprechen lernen“ bekennt, mitunter länger brauchte als für die dicken Romane. Zwölf Jahre hat sie der Geschichte „King Billy ist ein Gentleman“ gewidmet. Sie erzählt von Liam, einem schmächtigen, asthmakranken Buben, den die Nachbarskinder drangsalieren. Weil er Ire ist, weil er keinen Vater hat. Und wohl auch, weil die Nachbarskinder seelische Dämonen haben, von denen Liam nichts weiß.

Mit solchen hatte auch Hilary Mantel zu kämpfen, wie man 2015 in ihrer Autobiografie „Von Geist und Geistern“ erfuhr. Die feine Ironie ist ihr trotzdem nie ausgegangen. Nachzulesen in ihren jetzt auf Deutsch erschienenen Short Storys.

Hilary Mantel: Versunkene Dörfer, verborgene Dämonen

Hilary Mantel: „Sprechen lernen“.

Übersetzung von von Werner Löcher-Lawrence.
Dumont.
160 Seiten. 23,50 Euro