Emma Cline: Die Reichen sind gern unter sich

Emma Cline: Die Reichen sind gern unter sich
"Die Einladung" erzählt von Rast- und Heimatlosigkeit unter den Betuchten von Long Island

Alex streift durch die Häuser der Reichen von Long Island und sie weiß: „Die meisten Leute haben kein Problem damit, in homöopathischen Dosen zum Opfer gemacht zu werden.“ Hier lässt sie eine teure Sonnenbrille mitgehen, dort eine kleine Skulptur unbestimmten Wertes. Und vor allem: Medikamente. Schmerzmittel, Schlaftabletten, was immer sie findet.

Emma Cline: Die Reichen sind gern unter sich

Emma Cline:
„Die Einladung“
Übers. v. Monika Baark. Hanser.
318 Seiten.
26,80  Euro

Wer Alex ist, woher sie kommt und was sie mit ihrem Leben vorhat, wird im Laufe des Romans „Die Einladung“ nie ganz deutlich. Sie ist eine junge, hübsche Frau, die sich in New York mit Männerbekanntschaften durchschlägt und mehr als einmal in heikle Situationen geraten ist. Beim zwänglerischen Simon scheint sie länger unterzukommen. Als es sich aber, obwohl er ihr teure, bürgerlich anmutende Kleider kauft, doch nicht verbergen lässt, dass sie nicht hierher gehört, schmeißt er sie raus.

Die Kalifornierin Emma Cline, 34, erzählt vom beklemmenden Schwebezustand ihrer Protagonistin, die vom Gestern verfolgt wird und nicht weiß, wo sie morgen schlafen wird. Alex’ Routine im Lügen beeindruckt, amüsiert, empört. Zugleich hat man Mitleid mit dem rastlosen Mädel und ertappt sich beim Gedanken: Diese reichen Nichtsnutze haben’s verdient. Sehr heutig, diese Story, aber gar nicht woke. Und spannend bis zuletzt.