Die AfD-Versteherin und der Meinungspolizist
Juli Zeh rüttelt gern am medialen Watschenbaum. Scheut keine Kontroverse, unterzeichnet öffentliche Briefe, befundet den Zustand der Welt. Jetzt also das Thema Streit-Unkultur. Dass es unmöglich geworden ist, anderer Meinung zu sein und trotzdem im Gespräch zu bleiben.
Schon im vorangegangenen Roman „Über Menschen“ thematisierte Zeh den ideologischen Gap zwischen Stadt und Land, zwischen Klimabewegtheit und Provinztatsachen. Ein bisserl Bauer versus Bobo. Jetzt kommt das Thema als Whatsapp- bzw Emailroman aufs Tapet: Zwei ehemalige Studienkollegen, früher Freunde, haben heute konträre Lebensrealitäten. Er woker Journalist, sie um ihre Existenz ringende Biobäuerin. Zeh hat das Buch mit dem Autor Simon Urban geschrieben. Oder eher hingefetzt. Inhaltlich kann man das Plädoyer für Dialog und Verständnis moralinsauer finden, man kann es aber auch für ganz vernünftig halten. Dass die Botschaft gehört wird, ist in jedem Fall unwahrscheinlich.