Colette: An gebrochenem Herzen ist noch keine gestorben
Liebeskummer? Renée denkt nicht daran. Frauen sind widerstandsfähig und schwer umzubringen. Kummer ist, einmal überstanden, gut für die Nerven. Renée Néré ist 33 und hat sich soeben von ihrem untreuen Mann scheiden lassen. Jetzt verdient sie ihr eigenes Geld als Varieté-Künstlerin. Durchaus ungewöhnlich, wir sind im Jahr 1910. In weiterer Folge wird sie selbst Herzen brechen und dem Versprechen von Heirat und Sicherheit eine freundliche Absage erteilen. Lieber als mit einem Ehemann geht sie mit ihrem Hund spazieren. Der Roman „La Vagabonde“ der französischen Kultautorin Colette hat stark autobiografische Züge. Sidonie Gabrielle Colette, 1873 im Burgund geboren, 1954 in Paris verstorben und, als erste Frau, mit pompösem Staatsbegräbnis geehrt, war schon um 1900 ein Star der Literaturszene, feierte mit ihren „Claudine“-Romanen Erfolge, war Tänzerin, Journalistin, berühmte Liebhaberin und „Grand Officier“ der französischen Ehrenlegion. Sie äußerte sich kritisch über die Ehe, freimütig über Sex. Sie schrieb über ältere Frauen mit jüngeren Liebhabern („Chéri“) und lebte, was sie schrieb. Lange waren ihre Romane auf Deutsch vergriffen. Jetzt werden sie neu aufgelegt. Rebellion mit Witz, bestens gealtert.