Aria Aber: Sex, Drogen und Schamgefühl

Aria Aber ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und lebt in Los Angeles
Nila schämt sich für das Viertel und die schmuddelige Wohnung ihrer Eltern in Berlin-Neukölln. In Kabul waren sie Ärzte, flüchteten aus Afghanistan nach Westdeutschland.
Vor drei Jahren ist ihre Mutter gestorben und oft irrt die inzwischen 19-Jährige orientierungslos nach Partynächten durch ihr Viertel, vorbei an Hauswänden voll Hakenkreuz-Geschmier und überall herumliegenden gebrauchten Spritzen. Sie schämt sich für ihre muslimische Herkunft, verschweigt ihren vollen Namen Nilab Haddadi und erzählt ihren Freunden, sie sei Italienerin, Spanierin oder Griechin.
„Good Girl“ ist das Romandebüt der afghanisch-stämmigen, in Berlin gebornen Autorin Aria Aber, die heute in den USA lebt. In ihrem auf Englisch verfassten, von ihr selbst ins Deutsche übersetzten Roman erzählt sie von einer jungen Frau, die in die Untiefen der Berliner Techno-Clubszene eintaucht, um vor ihrer Lebensrealität zu flüchten.
Unmengen an Drogen und eine chaotische Beziehung samt deprimierendem Sex mit dem älteren US-Schriftsteller Marlowe Woods, einem aufgeblasenen Widerling und Junkie, bringen keine Erlösung. Die Diagnose eines Freundes „Du drehst dich immer nur im Kreis“ hat man als Leser schon hundert Seiten früher gestellt.Martin Grabner

Aria Aber:
„Good Girl“
Claassen.
400 Seiten.
26,50 Euro