Anna Maschik: Eine Familienerzählung als Eingeweideschau

Noch bevor Icherzählerin Alma auftritt, wird ein Schaf geschlachtet. Warum? Darum: „Wir betreten diese Geschichte durch die Innereien eines Schafes und wie auch ich die Welt betreten habe: durch einen Schnitt im Unterleib.“
Im Roman „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ ist Familiengeschichte eine „Eingeweideschau: Leber, Lunge Herz und Magen werden auf ihre Beschaffenheit untersucht.“ Vier Generationen Leben voll Schlachten, Essen, Gebären, Sterben. Passenderweise beginnt die Geschichte, die ihren Ausgangspunkt auf einem Bauernhof an der Nordsee hat, bei einer gelernten Wurstmacherin. Wie’s der literarische Zeitgeist will, ist alles recht archaisch und oft magisch. Trotz der erzählten Zeitspanne ist das Debüt der 1995 geborenen Wienerin Anna Maschik kein epischer Ziegel, sondern angenehm sparsam. „Was mir die Großmutter nicht über den Krieg erzählt: alles“. Das ist durchaus stark. Familiengeschichten bestehen aus Nichterzähltem.

Anna Maschik:
„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“
Luchterhand.
240 S. 24,50 €