Andrea Camilleri: Der letzte Coup des sizilianischen Krimi-Spezialisten

Andrea Camilleri
Das erste und das letzte Buch von Andrea Camilleri, dem sizilianischen Großmeister der Kriminalliteratur.

Er erzählte von Sizilien. Augenzwinkernd, ironisch, unverblümt und doch mit liebevollem Blick auf seine Landsleute. Gern hätte er seine Geschichten etwa in London oder New York spielen lassen und natürlich wusste er, was sich dort tat, er kannte diese Städte schließlich aus dem Kino und dem Fernsehen.

Er selbst reiste nicht. Der Aktionsradius von Andrea Camilleri, geboren am 6. September 1925 im Küstenort Porto Empedocle, Sizilien, verstorben am 17. Juli 2019 in Rom, ging nicht über Italien hinaus. Camilleri besuchte seine Heimat Sizilien, arbeitete in Rom und in seinem Haus in der Toskana. Mehr Herumfahrerei war nicht.

Am liebsten schrieb er, wenn die Enkerln um ihn herumwuselten, und wenn er eine kreative Krise hatte, nahm er sich einen Berg Bügelwäsche vor. Schon das erste Buch, das der Drehbuchautor, Regisseur und spätere Bestsellerautor schrieb, war eine Krimigroteske. Im Jahr 1968 war sein Commissario Montalbano noch weit. „Der Lauf der Dinge“, den der auf Italien spezialisierte Wagenbach-Verlag nun, liebevoll ausgestattet und versehen mit einem Vor- und Nachwort des Autors, neu herausgebracht hat, handelt von kleinen sizilianischen Ort am Meer, wo Commissario Corbos Morde aufklären und typisch sizilianisches, vielsagendes Schweigen interpretieren muss.

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Andrea Camilleri:
„Der Lauf der Dinge“ 
Übersetzt von Monika Lustig
Wagenbach.
144 S.  23,95 €

Schon da zeigt Camilleri diesen unverwechselbaren ironischen Ton, der auch seinen bereits 2005 geschriebenen, auf Camilleris Wunsch erst posthum veröffentlichten „Riccardino“ beherrscht – owohl sich Camillieris Sprache mit den Jahren veränderte. „Riccardino“ handelt von einem Alter Ego seines Montalbano. Das Doppelgänger-Motiv bringt eine Düsternis herein, die darauf hinweist, dass man den Untertitel „Commissario Montalbano löst den Fall seines Lebens“ durchaus wörtlich nehmen sollte.

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Andrea Camilleri:
„Riccardino“
Übersetzt von Rita Seuß und Walter Kögler.
Lübbe.
301 S. 26,95 €