Amélie Nothombs Vaterroman: Diplomat auch im Angesicht des Todes
Was macht man während einer mehrmonatigen Geiselnahme, wenn neben einem täglich Menschen umgebracht werden? Man liest Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“. Nein, das hat Amélie Nothomb nicht erfunden. Wie überhaupt sehr wenig an dieser abenteuerlichen Geschichte.
Amélie Nothomb hat einen Roman über ihren Vater Patrick Nothomb geschrieben, der als Generalkonsul 1964 im jüngst unabhängig gewordenen Kongo Belgien vertreten sollte. Das Land war von explosiven inneren Spannungen beherrscht, eine marxistische Rebellion braute sich zusammen. Am 6. August nahmen Rebellen in der Stadt Stanleyville (heute Kisangani) 1500 Weiße als Geiseln. Sie sperrten sie in einem Hotel zusammen und töteten täglich einen oder mehrere von ihnen. Nothomb wurde zum Verhandler auserkoren, bis er schließlich selbst hingerichtet werden sollte.