Daher verlor das Koproduktionshaus seine Heimstatt – und musste in der Folge verschiedene Orte bespielen. Das Ausmaß der Fehlentscheidung ist seit der Eröffnung von NEST – die Kosten für die zweite Spielstätte der Staatsoper trug Hans Peter Haselsteiner – Ende 2024 augenscheinlich.
Das Brut fand in der Nordwestbahnstraße eine temporäre Bleibe. Im Herbst 2020 verkündete Veronica Kaup-Hasler, von der SPÖ nominierte Kulturstadträtin, dass bis Ende 2023 ein unter Denkmalschutz stehendes Bankgebäude in St. Marx adaptiert werde, die Eröffnung avisierte sie für Anfang 2024. Die Kosten würden 6,9 Mio. Euro betragen.
Seit 2015 leitet Kira Kirsch das Brut. Kaup-Hasler kennt sie seit ihrer Zeit als Intendantin des Festivals Steirischer Herbst und verlängerte ihren Vertrag ohne vorherige Ausschreibung. Im Jänner 2022 wurde dieser nochmals (bis Sommer 2026) verlängert, „um Kontinuität während der Planungs- und Übergangsphase an den neuen Standort in Neu Marx zu gewährleisten“. So liest man auf der Brut-Website.
Das Investment ist "gewaltig"
Aber für eine Übergangsphase gibt es keine Anzeichen. Im September 2022 gestand man ein, dass es Verzögerungen beim Umbau geben werde. Zwei Jahre später hieß es, dass die Spielstätte erst im Herbst 2027 eröffnet werde. Da Brut die Nordwestbahnhofhalle aber 2026 aufgeben muss, braucht es wieder ein Zwischenquartier. Für Kaup-Hasler, kürzlich im APA-Interview, kein Problem: „Das Investment der Stadt hier für die freie Szene ist gewaltig, und im Herbst 2027 sollten wir es geschafft haben. Dann werden wir dort (in St. Marx, Anm.) ein Juwel eröffnen.“
Ihr Tratschpartner wollte mehr erfahren über das „gewaltige Investment“ und fragte nach, wie hoch man die Gesamtkosten einschätze – inklusive der Mehraufwendungen durch die Verlängerung der Zwischenquartiere. Es kam ein freundliches Mail zurück, aber ohne Antwort: „Rund um den Spatenstich werden wir auch detaillierte Informationen zum Projekt kommunizieren.“ Ihr Tratschpartner konnte es nicht glauben, aber tatsächlich: Mit den Bauarbeiten wurde noch nicht einmal begonnen! Der Spatenstich ist wirklich erst für den Frühherbst geplant.
Mithin ist klar: Kira Kirsch wird das neue Haus nicht eröffnen. Sie verlässt Wien, um das Festival „Perspectives“ in Saarbrücken zu leiten. Der Job wurde daher ausgeschrieben; im März wurde bekannt, dass 30 Bewerbungen eingegangen sind. Die Entscheidung werde in den kommenden Monaten fallen. Vor der Wahl oder danach? Ende Mai, so das Büro der Stadträtin.
Kommentare