Bronski & Grünberg: Haifische im Hamsterrad-Swimmingpool

Akkordarbeit: Fünf „Tippsen“ (auch Männer) klopfen mit Affengeschwindigkeit die Filmmusik in die Tasten
Das kleine Bronski & Grünberg erforscht noch einmal die Untiefen der Meere. Doch gegenüber „Das Boot“ – einem aberwitzigen Kabinettstück in Sachen Klaustrophobie von Sarah Viktoria Frick und Martin Vischer – hat sich die Tonalität geändert: „Der weiße Hai“ erzählt Peter Benchleys Bestseller aus 1974, von Steven Spielberg nervenzerfetzend verfilmt, nicht einmal im Ansatz nach. Martina Gredler, die mehrfach am Burgtheater inszenierte, hat für ihre einstündige Szenenrevue bloß ein paar Mini-Zitate übernommen – und die ersten Zeilen des Romans.
Die Behauptung, dass der Killerfisch nie schläft, weil ein Stillstand den Tod nach sich zöge, ist zwar widerlegt (der weiße Hai schläft langsam schwimmend, wie der KURIER berichtet hat), eignet sich aber trotzdem als Metapher für unsere Gegenwart der Leistungssteigerung und Selbstoptimierung. Auf der Bühne, einem gekachelten Swimmingpool als Haifischbecken, herrscht daher extreme Betriebsamkeit.
Fast ein Stummfilm
Ausstatterin Elena Kreuz-berger bleibt stilsicher in den 70er-Jahren: Die fünf „Tippsen“ (auch Männer) klopfen mit Affengeschwindigkeit die Filmmusik in ihre mechanischen Schreibmaschinen. Später brüllen sie in die Hörer ihrer Festnetztelefone hektische Anweisungen (und beenden lästige Gespräche absurderweise mit dem Hinweis, dass man gerade in einen Tunnel einfahre).
Im Gegensatz dazu finden die Unterwasserszenen in extremer Langsamkeit statt. Da wird gerangelt und Cha-Cha-Cha getanzt. Ein Entfliehen aus dem „Hamsterrad“ will nicht gelingen: Mit großen Augen starren die Kreaturen, darunter brillant Florian Carove, Skye MacDonald und Julia Edtmeier, durch die „Glasscheibe“ ins staunende Publikum. Fulminante Pantomime-Performance mit Witz und Tiefgang!
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