Warum den Bregenzer Festspielen "die Kosten um die Ohren" fliegen

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Michael Diem. Der Geschäftsführer erklärt die Zwickmühle, in der sich das Festival nach der Subventionskürzung befindet.

Am Freitagabend wurde bei den Bregenzer Festspielen „bumm, tschak oder der letzte henker“ von Ferdinand Schmalz zur Uraufführung gebracht. Die Inszenierung wird die erste und vorerst letzte Koproduktion mit dem Burgtheater gewesen sein – aufgrund der kurzfristig vorgenommenen Subventionskürzungen. 

Denn, wie Michael Diem, der Geschäftsführer, im APA-Interview erklärt: „Nice to have“ kann man sich nicht mehr leisten.

Natürlich sei der Schritt des Bundes, ein bereits genehmigtes Budget noch einmal aufzumachen, überraschend gewesen. Tatsache jedenfalls: Das Festival erhält für 2025 und 2026 jeweils 30 Prozent weniger Subventionen. Das sind jährlich 2,1 Millionen, denn bis 2024 kamen insgesamt sieben Millionen Euro pro Jahr von Bund, Land und Stadt. Die Frage liegt auf der Hand, ob Vorarlberg und Bregenz nicht hätten einspringen können. Diem verneint: „Es gibt ganze Ordnerschränke von Unterlagen darüber, wie man zu dem heiligen Verteilungsschlüssel 40/35/25 gefunden hat. Man hat etwa lange dafür gebraucht, dass die Festspiele als überregionales Ereignis auch vom Bund gefördert werden. Aus diesem Schlüssel will niemand heraus. Bei Land und Stadt ist der Spardruck ja genauso groß. Und dann ist es für jene, die das zu verantworten haben, symbolisch wichtig, dass auch bei Kunst und Kultur gespart wird.“

Um heuer das Programm durchzuziehen, wurden Reserven aufgelöst. Was problematisch ist, wie der Dornbirner, Jahrgang 1970, erklärt: „Wir haben keine Immobilien, sondern Barrücklagen. Die brauchen wir aus budgetären Gründen. Wir spielen die nächsten beiden Jahre ,La Traviata‘ und danach zwei Jahre ,Der fliegende Holländer‘. Wir haben also einen Planungshorizont von vier Jahren. Diese Verträge werden jetzt geschlossen!“ Und: „Als Kaufmann einer GmbH darf ich nicht mehr Geld ausgeben, als ich habe. Ohne Rücklagen wäre das problematisch. Und es kann ja auch einmal zu Ertragsausfällen kommen, die wir überbrücken müssen.“

PK BREGENZER FESTSPIELE "FESTSPIELPROGRAMM 2022": DIEM

75 Prozent Eigenquote

Das Festival erwirtschaftet bei einem Gesamtbudget von 28 Millionen Euro rund 75 Prozent selbst. Das ist beachtlich. Wäre einnahmenseitig nicht noch etwas zu machen? Diem winkt ab: „Die Festspiele dauern viereinhalb Wochen. Aufgrund des Arbeitsrechts dürfen wir nur sechs Tage pro Woche spielen. Das ergibt dann maximal 28 Vorstellungen beim Spiel am See. Würden wir das erweitern, müssten wir früher zu proben beginnen oder nach hinten die Saison verlängern. Das ist aber nicht so leicht, denn wir füllen mit Proben und Aufführungszeit schon die gesamte freie Zeit unserer Sängerinnen und Sänger aus, die ja an anderen Häusern singen.“ Zudem bieten die Festspiele ganz bewusst Oper für alle: „Deshalb können wir nicht in dem Maß die Preise erhöhen, wie uns die Kosten um die Ohren geflogen sind. Solange das so bleibt, bleibt auch der Verlust.“

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