Speziell, dass es so häufig in Schulen passiert, erschüttert Bonnie Prince Billy: „Es sind in vielen Fällen Kinder, die sowohl die Opfer als auch die Mörder sind“, sagt er. „Meine Tochter ist fünf Jahre alt, und natürlich macht mir diese Entwicklung Angst. Zwar werden die meisten Kinder so etwas nicht erleben müssen, aber sie machen jetzt in den Schulen all diese Übungen, mit denen sie die Kinder auf eine mögliche Schießerei vorbereiten. Da müssen sich die Schüler unter ihren Tischen verstecken oder lernen, wo die Fluchtwege und die Notausgänge sind. Was das mit der Psyche unserer Kinder macht, macht mir mehr Angst als ein möglicher Ernstfall. Denn dadurch lehren wir eine ganze Generation, andere Menschen als potenziell gewalttätige Angreifer zu sehen. Diese abstrakte Angst vor anderen, dass Misstrauen und die Unsicherheit, die dadurch entstehen, sind eine starke Kraft, gegen die man später nur schwer ankommen kann, die für die Gesellschaft aber zerstörerisch sein kann.“
Handgemachte Sounds
Aufgenommen hat Bonnie Prince Billy „The Purple Bird“ mit seinem Freund, dem Produzenten David „Ferg“ Ferguson in dessen Haus in Nashville und Musikern, die Ferguson zu Sessions lud. „Manchmal sind wir mit unseren Instrumenten auch rund um den Küchentisch gesessen. Und ich dachte: Was ist das für ein Privileg, dass ich mit diesen talentierten Leuten Musik machen kann.“
Diese Liebe zu handgemachten Sounds und spontaner Kreativität ist „The Purple Bird“ anzuhören. Billy und seine Mitstreiter schaffen damit eine intime Atmosphäre, die die entspannte Entstehung reflektiert – auch wenn sie melancholische und düstere Gedanken transportiert. Wie zum Beispiel bei „Turned To Dust“, in dem Billy darauf eingeht, dass das Leben eigentlich sinnlos ist, weil wir ohnehin irgendwann zu Staub zerfallen. „Früher schlief ich oft in Motels, wo in jedem Nachttisch eine Bibel lag“, erklärt Billy. „Ich habe darin gelesen und Stellen gesucht, mit denen ich etwas anfangen konnte. Das passierte aber erst, als ich auf das Buch von Ekklesiastes stieß, in dem es um Vergänglichkeit geht. Für mich ist der Gedanke, dass wir zu Staub zerfallen, aber auch aufbauend. Alles, was wir tun, hat im Angesicht des Todes einerseits eine gewisse Sinnlosigkeit. Andererseits macht die Produktivität unseres Tuns und das Zusammensein mit anderen das Leben wertvoll und bedeutsam.“
An Gott, sagt Billy, glaube er nicht, wohl aber daran, dass aus unserem Staub eine Art Bewusstsein aufsteigt und weiterlebt: „Für mich ist es eine solide Annahme, dass Gott eine menschliche Konstruktion ist, um Dinge zu umgrenzen, die unsere kleinen Gehirne nicht erfassen können. Dabei geht es darum, Gemeinschaft aufzubauen. Ich glaube, wenn wir über Gott sprechen, sprechen wir über uns Menschen. Ich sehe Gott in meiner Tochter, meinen Nachbarn und allen Menschen, mit denen ich zu tun habe.“
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