Bildmächtige Aufmärsche in der Arena di Verona

Eine Bühnenszene mit Darstellern in Kostümen vor einem roten Bühnenbild.
In Verona werden erfolgreiche Inszenierungen von Verdis "Maskenball" und von Bizets "Carmen" gezeigt.

Ein riesiges, schwarzes, wallendes Leichentuch wird alles zudeckend über die Szenerie gezogen und lässt das Publikum erschauern. So symbolhaft und wirkungsvoll lässt der vielfach Arena-erprobte Altmeister Pier Luigi Pizzi, der auch für die Ausstattung verantwortlich zeichnet, in der Arena di Verona die heurige Neuproduktion von Giuseppe Verdis "Un ballo in maschera" enden.

Ansonsten erlebt man bei der Eröffnungspremiere vor einem neoklassizistischen, halbrunden Säulengang, wie er oft in den USA zu sehen ist lässt, kaum neue Ideen und darf ohne nennenswerte Personenführung die hier so geliebten Aufmärsche und stehenden, ästhetischen Arrangements wie auch die farbenprächtigen, prunkvollen, historisierten Kostümen und einige Feuerwerkseffekte bewundern. Aber so ist Verona eben und genau dies will das zahlreich anreisende Publikum auch sehen!

Dafür erlebt man beim unglücklichen Paar einer verbotenen Liebe zwei Sänger zum Niederknien: Francesco Meli singt den Gouverneur Riccardo mit wunderbarem, schmelzigen Timbre, vielen Nuancen und mühelosen Spitzentönen. Freu dich, Salzburg, auf seinen Manrico bei den kommenden Festspielen! Souverän am Pult ist der 27-jährige Senkrechtstarter, der Veroneser Andrea Battistoni, da wird mit Verve, aber auch großer Innigkeit musiziert.

Carmen bejubelt

Auch bei Georges Bizets "Carmen" kann der Mann am Pult begeistern. Henrik Nánási, der jetzige Chefdirigent der Komischen Oper Berlin, der auch mehrere Jahre an der Wiener Volksoper zu erleben war, kann im Orchester der Arena di Verona mit straffen Tempi, zahlreichen Feinheiten und Farben, viel mitreißende Leidenschaft und lodernde Spannung erzeugen und, obwohl er hier Debütant ist, trotz der riesigen Dimensionen der Arena den Riesenapparat an Musikern, Chor und Sängern mühelos zusammenhalten.

Eine Aufführung mit Darstellern, einem Orchester und englischen Flaggen vor einem beleuchteten Gebäude.
Ballo Mascera

Diese sind auch hier im oberen Qualitätsbereich angesiedelt: Ekaterina Semenchuk ist eine stimmgewaltige, weit differenzierte Carmen, der es jedoch an Erotik fehlt. Carlo Ventre überzeugt als gefühlsarmer Don José weniger – nur in der finalen Mordszene vermag er zu packen. Sein Tenor ist zudem tremoloreich geworden. Die von Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1995 stammende Inszenierung und Ausstattung trifft genau den Publikumsgeschmack: ein naturalistisches Sevilla mit vielen Häuschen, bunten Kostümen, Pferden, Eseln und viel Bewegung in den Massenszenen.

Großer Jubel!

KURIER-Wertung:

INFO: Arena di Verona – Opernfestival bis 7.9.2014 – Weitere Opern dieses Sommers: "Aida", "Turandot", "Madama Butterfly" und "Roméo et Juliette" sowie das Ballett "Medea". Infos unter: www.arena.it

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