Berliner Sängerin Elif im Gespräch: "Mir haben die Vorbilder gefehlt"

„Endlich tut es wieder weh“. Was wie ein Marketingspruch eines SM-Studios klingt, ist der Titel des neuen Albums der deutsch-türkischen Sängerin Elif. „Es ist spannend zu beobachten, wie unterschiedlich der Albumtitel interpretiert wird“, sagt die 30-Jährige dem KURIER.
Aber wie interpretiert man ihn denn richtig? „Positiv. Ich persönlich habe schon sehr viel Inspiration aus Schmerz gezogen und daraus etwas Positives geformt. Gewisse Niederlagen haben mir zum Beispiel geholfen, mich besser kennenzulernen“, erklärt die Berlinerin, die man nicht nur aus den Charts („Highway“), sondern auch aus dem Fernsehen kennen könnte: Sie war zum Beispiel Coach bei „The Voice Of Germany“ und wirkte in der letzten Staffel von „Sing meinen Song“ mit.
Am Freitag veröffentlichte Elif mit „Endlich tut es wieder weh“ ihr viertes Album. Darauf verarbeitet sie Ängste, Selbstzweifel, Weltschmerz und lokale Dramen zu 16 Liedern. Das Grundgerüst dafür sei in ihrer Wohnung entstanden, „wo ich mir ein kleines Studio eingerichtet habe. Dort kann ich Ideen aufnehmen, Skizzen basteln.“ Ausgearbeitet wurden diese Skizzen dann aber in einem großen Tonstudio, wo sich Elif Unterstützung von diversen Produzenten geholt hat. „Ich lasse mir meine Beats aber nicht liefern, obwohl das viele Künstler so machen. Bei mir ist es vielmehr ein Miteinander, ein gemeinsamer Entstehungsprozess.“ Zusammengearbeitet habe sie diesmal mit u. a. Young Mesh, Frio und Juh-Dee. Sie haben das Tempo der Songs in Richtung Ruhepuls gedrosselt, die Beats klingen marktkonform, auf Zeitgeist gebürstet und dabei immer mehr nach Pop als nach Hip-Hop. Es gibt Lagerfeuergitarren („Mein Babe“), (zu) viel Drama im Sound („Warum lügst du mich an?“) und Schmalz in den Balladen („Du hältst meine Liebe nicht aus“).
Kopftuch
In ihren jugendfreien Liedern verhandelt Elif aber nicht nur die Höhen und Tiefen des „Mensch sein“, sondern übt dann auch Kritik an der islamisch-konservativen Erziehung von Mädchen: „Türkische Mädchen setzen nach der Party Kopftuch auf / Den Schmerz erträgt man nur, wenn man noch an die Hoffnung glaubt“, heißt es etwa im Song „Bomberjacke“.
Was die Zukunft und Rolle von Frauen in einer noch von immer stark von Männern geprägten Musikszene betrifft, ist Elif durchaus positiv gestimmt: „Ich finde, dass vor allem ganz viele jungen Frauen eine ganz andere Selbstverständlichkeit an den Tag legen. Die gehen ganz anders an die Sache heran, wachsen unter ganz anderen Rahmenbedingungen auf. Ich bin sehr glücklich, dass es diese Generation gibt. Als ich angefangen habe, Musik zu machen, gab es nicht so viele Frauen in diesem Business, zu denen ich hochschauen konnte. Mir haben die Vorbilder gefehlt. Eine deutschsprachige Künstlerin, die einen türkischen Background hat, die ihre Werte nicht verloren hat und die einfach ihr Ding durchzieht, das gab es in meiner Jugend nicht. Das hat mir gefehlt. Jetzt möchte ich das für die anderen sein“, sagt Elif.
Tipp: Am 19. April wird Elif ihr neues Album „Endlich tut es wieder weh“ live und mit Band in der Wiener Grelle Forelle vorstellen.

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