Den Beginn macht Martin Schläpfers im Jahr 2000 entstandenes „Drittes Klavierkonzert“ zu Alfred Schnittkes Konzert für Klavier (Alina Bercu) und Streichorchester. Fast mutet die Choreografie für vierzehn Tänzerinnen und Tänzer aus dem Ensemble des Wiener Staatsballetts in der Volksoper wie ein großes Frauensolo mit Spiegelungen an. Im Mittelpunkt steht die ausgezeichnet tanzende wie ausdrucksstarke Mila Schmidt. Sie gestaltet ein einfühlsames Porträt einer starken Frau, die aus der Einsamkeit heraus Kraft für ihre Beziehungen zu Männern wie auch in flüchtigen Begegnungen findet. Gabriele Aime ist ein gut harmonierender Partner, aber Harmonie reicht hier nicht für das Weiterführen des Verhältnisses. Sehr stimmig choreografiert Schläpfer die vielschichtige Musik, die mit Christoph Altstaedt am Dirigentenpult des Orchesters der Volksoper den ganzen Abend hindurch eine enge Symbiose mit der Choreografie eingeht.
Karole Armitages „Ligeti Essays“ entstanden 2007 zu drei Kompositionen Ligetis. Der Vergleich mit seiner Oper „Le Grand Macabre“, die einen Tag zuvor in der Staatsoper Premiere hatte, spricht für den hohen Stellenwert der musiktheatralischen Wirksamkeit Ligetis. Seine Kompositionen erlauben unterschiedliche wie vielschichtige Interpretationen. Die Musik eröffnet Raum für den Tanz, gibt die Impulse für die Bewegungen. Fast zärtlich muten manche Duette an, Armitage zeigt sowohl behutsame Annäherungen als auch kraftvolle und energiegeladene Konfrontationen. Dass sie die Texte nicht einfach in Tanz übersetzt, schafft zudem zusätzliche Deutungsebenen.
Paul Taylors „Dandelion Wine“ (Löwenzahnwein, ein alkoholisches Getränk aus Löwenzahnblüten und Zitrusfrüchten) ist ein weiteres abstraktes Ballett, diesmal von Paul Taylor. Zu Pietro Locatellis Violinkonzert Nr. 2 (Solistin: Bettina Gradinger) ist seine im Jahr 2000 entstandene Choreografie ein fröhlicher Rückblick auf die Blütezeit des Modern Dance mit vielen Sprüngen, Drehungen und Handbewegungen, die einen Kontrapunkt zum klassischen Ballettvokabular setzen.
Kommentare