Balla Balla, Bikini und Baumfrüchte

"Nur noch kurz die Welt retten" beleuchtet Hintergründe von berühmten Songzeilen.

"Lebe wohl, du treuer Freund", heißt es auf Deutsch übersetzt zu Beginn der ersten Strophe von "Seasons In The Sun". Ein Hit des Kanadiers Terry Jacks, der damit im Jahr 1974 die Hitparaden stürmte. "We had joy, we had fun. We had seasons in the sun", lautet im Refrain das Fazit einer Freundschaft, die nun zu Ende geht. Hier wird gejammert und um den Verlust des besten Freundes getrauert. Das Lied schrieb ursprünglich der belgische Dichter, Schauspieler und Chansonnier Jacques Brel unter dem Titel "Le Moribond" ("Der Sterbende") im Jahr 1961. Mehr als zehn Jahre später machte Terry Jacks Brels Version zur Basis seiner Interpretation. Allerdings nahm er dafür gewichtige Änderungen vor, was auch Gründe hatte: "Bei einem meiner besten Freunde wurde Leukämie diagnostiziert – und ich war der Erste, der es erfuhr. Vier Monate später war er tot. Da erinnerte ich mich an Brels Chanson über diesen alten Mann, der an gebrochenen Herzen stirbt. Ich mochte die Melodie und schrieb den Text um." Mit diesen Worten wird Terry Jacks von Günther Fischer und Manfred Prescher in ihrem Buch "Nur noch kurz die Welt retten" zitiert. Diese Geschichte über die Entstehung des Songs "Seasons In The Sun" ist aber nur eine von Hunderten, die auf über 200 Seiten nachzulesen sind.

Rund ein halbes Jahr haben die Musikexperten für die Fortsetzung von "Alles klar auf der Andrea Doria" (2013), ihre erste Sammlung von berühmten Songzeilen, recherchiert. Der Songkatalog sei aber noch lange nicht erschöpft. "Wir haben ja pro Buch immer nur einen sehr kleinen, exklusiven Ausschnitt der Pophistorie abgedeckt", sagt Manfred Prescher im KURIER-Interview.

Gibt es eine Lieblings-Songzeile? "Southern trees bear a strange fruit" aus Billie Holidays "Strange Fruit" von 1939. Die seltsamen Baumfrüchte, die sie besingt, sind gelynchte Schwarze. Eine ganz frühe Anklage mit drastischen Folgen für die Sängerin. Bitterer geht es kaum", erklärt Günther Fischer.

Input

Bei ihrer Arbeit stoßen die beiden selten auf Songzeilen bekannter Lieder, die überhaupt keinen Sinn ergeben. "Meist sind sie dann von der Sorte der Rainbows: ‚My Baby Baby Balla Balla‘". Auch "Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini" von Brian Hyland sei für Fischer so ein Song. "Was, bitte schön, soll das für eine Kleidung sein?" Die beiden Autoren werden dann auch immer wieder von Lesern mit Input versorgt. "Einigen fehlt ihr Lieblingslied und ,Dylanologen‘ können manche Zeile noch genauer erklären als wir", sagt Prescher, der sich dann auch an eine Textzeile erinnert, die er lange falsch gesungen hat: "Ich habe in Herbert Grönemeyers ,Mensch‘ statt ‚momentan ist richtig‘ immer ‚momentan ist Frühstück‘ verstanden. Aber der Herbert nuschelt halt auch schön Ruhrpott-mäßig."

Balla Balla, Bikini und Baumfrüchte
Cover. Foto: Konrad Theiss Verlag. Honorarfrei.
Fischer/ Prescher: „Nur noch kurz die Welt retten“
Berühmte Songzeilen und ihre Geschichten.
Konrad Theiss Verlag. 240 S. 19,95 Euro.

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