Ausstellung im Westlicht: Paparazzo, Feind und Freund
Die glorreichen Zeiten, in denen sich Paparazzi mit ihren großen wie unhandlichen Spiegelreflexkameras in Büschen in Stellung bringen, über Zäune klettern und hinter Hausmauern verstecken mussten, um einen Schnappschuss eines Superstars machen zu können, sind vorbei. Mittlerweile fotografieren sich Promis nämlich selbst und füllen damit täglich mehrmals ihre Social-Media-Kanäle. Und damit auch den Hunger der Fans nach Klatsch und Tratsch. Erstens. Zweitens kann jeder Smartphone-Besitzer Paparazzo sein: Kaum huscht ein Promi vorbei, isst man zufällig neben einem Star im selben Restaurant, werden gnadenlos und ohne zu Fragen Fotos und Videos gemacht. Zum Ärger aller Anwesenden.
Paparazzi belagern das Haus von Brigitte Bardot, St. Tropez, 1960er-Jahre
Dolce Vita
Früher war das anders, wie die neue Ausstellung „Paparazzi!“ im Wiener Fotomuseum Westlicht zeigt. Sie bietet einen gelungenen Querschnitt durch die Geschichte der Paparazzi-Fotografie. Ein Fokus liegt auf den Anfängen, auf dem illustren Treiben im Rom der 50er- und 60er-Jahre. Zu sehen sind diesbezüglich Arbeiten von Tazio Secchiaroli, der sich vom mittellosen Straßenfotograf, der Touristen gegen Geld auf der damals noch angesagten Via Veneto fotografierte, zum Vorbild für die Figur des Sensationsfotografen Paparazzo in Frederico Fellinis Filmklassiker "La Dolce Vita" wurde und damit Namensgeber seiner Zunft.
Aber Paparazzi gab es schon viel früher, auch wenn sie da noch nicht so genannt wurden. Das belegen ausgestellte Aufnahmen von Kaiserin Sisi, die – auf einem Pferd sitzend – mit einem Fächer ihr Gesicht verdeckt, und sogenannte Bühnentürl-Fotografien: Um 1907 machten anonyme Fotografen Bilder von Bühnenstars beim Betreten oder Verlassen von Gebäuden und verkauften diese auf Postkarten gedruckt.
Die „Paparazzi!“-Schau , die ab Freitag im Westlicht zu sehen ist, vereint 120 Arbeiten von rund 20 Fotografinnen und Fotografen. Kuratiert wurde sie von Fabian Knierim, der den inhaltlichen Bogen bis in die 2000-Jahre spannt: „Das letzte Phänomen, das wir im Rahmen der Ausstellung beleuchten, ist Britney Spears“, sagt er dem KURIER.
Zu sehen ist auch die letzte Lebendaufnahme von Lady Diana – gemacht von einem Paparazzo, kurz bevor das Auto mit ihr 1997 gegen den Pfeiler im Pariser Pont d'Alma Tunnel raste.
Weg mit der Kamera, aber schnell: Al Pacino vor dem Regency Hotel, New York, 1971
Verhältnis
Nicht selten wurden und werden Stars rund um die Uhr verfolgt – für ein Foto, das sich für gutes Geld an Boulevardblätter verkaufen lässt. Einer der lästigsten und erfolgreichsten Paparazzi war Ron Galella. Der 2022 verstorbene US-amerikanische Fotograf war ein Besessener. Vor allem Jackie Kennedy Onassis stalkte er regelrecht. Auch Marlon Brando war eines seiner Lieblingsobjekte – auch nach dem ihm der Schauspieler ein paar Zähne ausgeschlagen hat. Zugeschlagen hat auch Sean Penn, nachdem er von einem Paparazzo bedrängt wurde.
Sean Penn schlägt den Fotografen Vinnie Zuffante, 1986 – fotografiert Ron Galella
Das Verhältnis zwischen Stars und Paparazzi war und ist ambivalent. Einerseits will man als Star die Aufmerksamkeit, die Öffentlichkeit, in die Medien, andererseits will man sich nicht ungefragt fotografieren lassen: ungeschminkt, ohne Unterhose, in Hausschlapfen oder beim Turteln mit einer anderen Frau ...
INFO: „Paparazzi!“ im Fotomuseum Westlicht in Wien. Noch bis 11. Februar 2024.
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