Die Mini-Retrospektive, die das Belvedere 21 Robert Gabris bis zum 18. Februar 2024 ausrichtet – die Schau und ihre Begleitpublikation ist Bestandteil des „Belvedere Art Award“, für den der 1986 geborene Künstler im Vorjahr ausgewählt wurde – stellt ein Werk vor, das unbequem zwischen den Welten sitzt. Schönheit und Grausamkeit liegen nah beieinander, Persönliches und Intimes wird zu etwas Öffentlichem, Politischem.
Öffentlich und Privat
Der Künstler, der von sich sagt, dass er zwei Biografien habe – „eine als Künstler und eine als Aktivist“ – arbeitet sich mit seinen Zeichnungen, Objekten und Darbietungen gegen das Vergessen und gegen die Marginalisierung ab. In einer ostslowakischen Roma-Siedlung geboren und teils in Heimen aufgewachsen, kennt er viele Dimensionen dieses Ausgestoßenseins. Als Mitglied der Kunstwelt weiß Gabris aber auch um die Fallen, die sich beim Fokus auf Identitätsfragen auftun – etwa jene des „Tokenismus“, bei dem eine ansonsten privilegierte Gesellschaft sich durch die Integration einzelner Marginalisierter letztlich doch nur selbst feiert.
Wer mit Gabris spricht, merkt, dass er selbst mit diesen Fragen hadert, keinen einfachen Weg kennt. Nach der Serie „Error“, die auch bei der documenta 2022 in Kassel zu sehen war und die auszugsweise nun an der Rückwand des Saals im Souterrain des Belvedere 21 hängt, sei er davon abgekommen, seinen Aktivismus und seine Kunst zu verschränken, sagt der Künstler. In der Serie sind auf Leinen gedruckte Fotos ineinander verschlungener Körper und Textzeilen in einem slowakischen Dialekt buchstäblich verwoben.
Es ist vielleicht auch diese Zerrissenheit, gepaart mit enorm viel Imaginationskraft und Talent, die Gabris’ Kunst über die teils verfahrenen Debatten zu Identität und Repräsentation abheben lässt: Sein Bildkosmos ist absolut eigenständig und erschöpft sich nicht im Illustrieren von Thesen und Manifesten.
Vielmehr lassen die schmetterlingsartigen Gebilde aus der titelgebenden Serie „This Space Is Too Small For Our Bodies“ denken, dass in der Verpuppung und Verwandlung viel Kraft liegt: Das Potenzial zur Selbstbestimmung wie auch zum Überdauern widriger Umstände wird hier in Formen sichtbar, wie sie nur die Poesie zu erfinden weiß.
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