„Auferstehungssymphonie“: Gustav Mahlers monumentale Klänge

TONHALLE ZÜRICH: NEUES LEBEN FÜR KONZERTHAUS MIT BEWEGTER GESCHICHTE
Beim Konzert des Tonhalle-Orchesters Zürich unter Paavo Järvi in Wien erlebte man hohe Qualität.

Von: Helmut Christian Mayer

Da riefen aus weiter Ferne Trompeten zum „großen Appell“. Dann tönte wie aus einer anderen Welt ein einsamer Vogelruf der Piccoloflöte herüber. Hierauf intonierte vorerst a-cappella in gehauchtem, kaum hörbaren Misterioso der Chor erstmalig die Klopstock-Ode „Aufersteh’n, ja aufersteh’n“. 

Aber dann schwang sich in unaufhaltsamer Steigerung die Musik zu abgehobenen, sphärischen Höhen und monumentalen Klängen ins mehrfache Fortissimo empor: Aber nicht nur diese, eine der beeindruckendsten Stelle der gesamten Mahlerschen Symphonik faszinierte, sondern die gesamte wunderbare 2. Symphonie, die „Auferstehungssymphonie“ von Gustav Mahler im Wiener Musikverein. 

Dafür sorgte das Tonhalle-Orchester Zürich unter Paavo Järvi. Denn mit suggestiven Gesten, die den auch solistisch bestens disponierten Musikern viel abverlangten, gelang es dem Chefdirigenten, alle gewünschten Effekte zu erzielen. Von Anfang an wusste der estnische Dirigent eine ungemeine vibrierende Spannung zu erzeugen und diese auch trotz neunzig minütiger, kräfteraubender Länge des Werkes sowie trotz teils breitgewählter Tempi zu halten und all dies in Klangbalance – nur manchmal hätte man sich von den ersten Violinen mehr Präsenz gewünscht - und enormen Farbenreichtum zu musizieren.  

Das monumentale Werk, das das Menschheitsproblem von Tod und Auferstehung genial verarbeitet, wusste somit mit großem Stimmungs- und Kontrastreichtum zu beeindrucken. Dazu trugen auch der äußert sensible, aber auch stimmgewaltig, homogen und rein singende Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz) wie auch die beiden Gesangssolisten bei, Mari Eriksmoen und Anna Lucia Richter, deren Alt beim feierlichen Urlicht-Gesang „O Röschen rot, der Mensch liegt in höchster Not…“ (einem Gedicht aus des Knaben Wunderhorn) besonders warm und weich zur Geltung kam. Stehende Ovationen!

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