Der Schlüsselbegriff für einen solchen konfessions- und religionsübergreifenden Transzendenzbezug lautet „Spiritualität“. Und Steindl-Rast ist einer ihrer Großmeister. Der bald 97-jährige in Wien geborene Benediktinermönch lebte lange Zeit in einem Kloster in den USA, zeitweise auch als Eremit; heute ist er in der benediktinischen Gemeinschaft des sogenannten Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen (Salzburg) zuhause.
Mit dessen geistlichem Leiter, P. Johannes Pausch, hat Steindl-Rast nun einen schmalen Band mit dem schlichten Titel „Erkenntnis“ vorgelegt.
Am Ende des Buches stellen die Autoren den Titel infrage bzw. erklären, was sie darunter verstehen: „nicht nur eine intellektuelle Auseinandersetzung mit wichtigen Lebensfragen“, sondern „eine Liebeserklärung an das Leben“ wolle dieses Buch sein.
Eine zentrale Rolle spielt das bekannte biblische Bild der „Himmels-“ oder „Jakobsleiter“ – welche für die Verbindung von der Sphäre des Weltlichen und des Göttlichen steht. Im Buch Genesis wird beschrieben, wie Jakob (der Stammvater des Volkes Israel) in einem Traum „eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte“, erschien, auf der „Engel Gottes auf und nieder“ stiegen (Gen 28,12).
Leib und Seele
Es geht bei dieser Leiter, so Steindl-Rast/Pausch, nicht um ein Ziel, die Leiter selbst sei vielmehr das Ziel. Für den heiligen Benedikt von Nursia (480–547) sei die Leiter „das Symbol für den menschlichen Lebensweg der Demut“ gewesen. Die Holme stünden für Leib und Seele, dazwischen seien „die zwölf Stufen der Demut eingefügt, auf denen die Engel hinauf- und hinuntersteigen“.
Wie man den Autoren zufolge die Leiter nicht Sprosse für Sprosse erklimmen muss – eben weil es nicht um das Ziel am Ende geht – so muss man auch das Buch nicht von Anfang bis Ende lesen, sondern kann auf jeder beliebigen Seite (Sprosse) einsteigen. Und wird dort Gedanken finden, welche vielleicht gerade auch einen Nerv der je eigenen Lebenssituation treffen.
Letztlich gilt: „Entscheidend ist immer nur, ob wir das, was wir erkennen, auch in unserem Leben umsetzen und verwirklichen können.“
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