Ariana Grande: "Die Menschheit überlebt nur durch Liebe und Freundschaft"

Ariana Grande hält in „Wicked“ einen spitzen Hexenhut.
Der Popstar spielt nun im Filmhit „Wicked“ mit. Und spricht im Interview über ihre Fans, die Herausforderungen der Rolle und die Message, die der Film transportiert.
Es war nicht nur ihr Weltruhm und ihre Stimmkraft, sondern auch ihr mädchenhaftes Charisma, das Ariana Grande eine der Hauptrollen in der Musicalverfilmung von „Wicked“ sicherte. Der Popstar aus Florida begann seine Karriere mit als Teenager auf dem Kindersender Nickelodeon. Mit 20 landete sie an der Spitze der Billboard-Charts mit ihrem ersten Album. Ihre Musikvideos haben mehr als zehn Milliarden Klicks online.
Aber nichts war eine größere Herausforderung für den Popstar als die Riesenproduktion von „Wicked“, die ihr nun auch ihre erste Golden Globe-Nominierung bescherte.

Sie haben eine sehr leidenschaftliche frühe Verbindung zu Bühnenmusicals, Wann war das erste Mal, dass Sie von dieser Geschichte hörten? Nicht nur von „Wicked“, sondern von der Original-Story „Der Zauberer von Oz“ ...

Ariana Grande: Ich war schon immer ein großer Fan von „Der Zauberer von Oz“, selbst als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich hatte ein kleines Dorothy-Kleid, das ich oft getragen habe. Merkwürdigerweise habe ich es mit einer „Scream“-Maske kombiniert, was nicht wirklich zur Geschichte beiträgt (lacht). Aber ich saß oft vor dem Fernseher und habe Judy Garland studiert – wie sie sang und wie sie ihre Arme hielt. Es war für mich immer eine Art Flucht aus dem Alltag.

Haben Sie eine Verbindung zu Dorothy gespürt, als junge Frau, die versucht, ihren Weg in der Welt zu finden?

Oh ja, absolut. Ich denke, das ist das Schöne daran. „Der Zauberer von Oz“, Dorothy und all diese wunderbaren Charaktere waren für so viele Menschen, die sich allein, ausgegrenzt oder verloren fühlen oder auf der Suche nach Freundschaften sind, eine sichere Zuflucht.

Wann haben Sie „Wicked“ zum ersten Mal auf der Bühne gesehen?

Ich war zehn Jahre alt und hatte das Glück, die Original-Broadway-Besetzung zu sehen. Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter dort war, und nach der Vorstellung gab es eine Auktion von Broadway Cares / Equity Fights AIDS, um Geld zu sammeln. Man konnte ersteigern, hinter die Kulissen zu gehen und die Besetzung zu treffen. Ich habe ständig meine Hand gehoben, und meine Mutter meinte: „Perfekt, wunderbar. Ariana, es reicht jetzt, wir haben kein Geld mehr.“ Aber ich hatte das große Glück, dass wir tatsächlich hinter die Bühne gehen konnten und ich alle treffen durfte. Es war ein wirklich lebensverändernder Moment. Ich liebte die Show. Sie hat mich auf eine Weise berührt, wie vielleicht nichts anderes zuvor. Ich habe alle andere Musik von meinem iPod gelöscht, meinem kleinen pinken iPod damals – es war nur noch „Wicked“ drauf. Ich erinnere mich noch daran, wie freundlich die Originalbesetzung und wie aufregend das war. Ich bin wie auf Wolken schwebend nach Hause gegangen. Es war etwas ganz Besonderes, und seitdem begleitet es mich.

Sehen Sie sich selbst in Glinda?

Ja, besonders ihr Wunsch, immer besser und besser zu werden. Ihre Beziehung zu den Ozianern ist für mich sehr interessant. Sie fühlt sich ein wenig ähnlich zu meiner Beziehung zu meinen Fans im Laufe der Jahre – diese Balance zu finden und ihnen das Beste von mir zu geben, während mein Herz manchmal selbst Heilung, Liebe und ein wenig Fürsorge braucht. Das ist etwas, das ich in meinem Leben schon mehrfach gefühlt habe. Mein Lieblingselement an Glinda ist ihr ständiger Drang - natürlich nachdem ihre Fantasiewelt durch die brillante Elphaba platzt –, besser zu werden. Sie denkt lange Zeit, dass die Dinge auf eine bestimmte Weise geschehen müssen, und entdeckt dann, dass es nicht so ist und dass man sich ständig weiterentwickelt.

Idina Menzel als Elphaba und Ariana Grande als Glinda in „Wicked: Part One“.

Cynthia Erivo als Elphaba und Ariana Grande als Glinda in "Wicked"

Wie war Ihr Stimmtraining für den Film?

Es ist ein physisch extrem anspruchsvoller Film. Dieser Gesangsstil ist für meine Stimme komplett anders ...

In welcher Hinsicht?

In meiner Popmusik und wie ich normalerweise singe, mache ich eine Mischung aus Singen und Brüllen, wir nennen es Belting, und ich singe viel mehr in meinem Brustregister. Sogar meine Pfeiftöne haben einen völlig anderen Klang. Glinda hingegen hat eine opernhafte, sehr klassische Stimmlage. Obwohl mein Stimmumfang immer hoch war, erfordert dieser Gesangsstil ein völlig neues Training. Alles, von meiner Sprechstimme bis zu meiner Singstimme, hat sich verändert, weil die Stimme – wie jeder andere Muskel im Körper – durch Training und Zeit neue Gewohnheiten erlernt.

Wie lange probten Sie?

Ich habe zwei Monate vor meinem ersten Vorsingen mit meinem Gesangscoach angefangen zu trainieren, weil ich bereit sein wollte – für alle Fälle. Ich wusste nicht, was sie mich singen lassen würden. Und falls es „No One Mourns the Wicked“ sein würde, wollte ich einfach vorbereitet sein.

Idina Menzel und Cynthia Erivo in einer Szene aus dem Film „Wicked“.

Die meisten Musicals verwenden eine vorab aufgezeichnete Gesangsspur, bei der die Schauspieler die Lieder synchronisieren, aber ihr habt live gesungen. Wie vorteilhaft war das für Ihre Performance? Und wie fordernd, da ja ein Fehler Sie zurück auf null werfen könnte?

Es war sehr vorteilhaft für uns, live zu singen. Cynthia Erivo sind Sänger, das ist, was wir lieben. Es erlaubte uns, uns stärker mit der Handlung und den Gefühlen zu verbinden, die wir mit diesen Charakteren teilen wollten. Außerdem gibt uns das Live-Singen die Möglichkeit, zu spielen. Wenn man vorab aufnimmt, kann man sich nicht wirklich außerhalb der festgelegten Grenzen bewegen, improvisieren oder sich gegenseitig überraschen. Live zu singen, gab uns die Chance, wirklich mit dem Charakter und der Musik zu spielen und auch mehr Spaß daran zu haben. Es schuf eine emotionale Verbindung. Ich glaube, viele dieser Lieder sind viel zu emotional, um sie an eine vorab aufgezeichnete Spur zu binden.

Was war das Schwierigste daran?

Wir verbrachten die halbe Zeit damit, nach Luft zu schnappen, uns einfach nur gegenseitig zu halten. Aber wir mussten es einfach live machen, in Solidarität mit den vielen schönen Elphabas und Glindas am Broadway, die acht Shows pro Woche spielen. Wenn wir eine Million Takes des Songs machen müssen, dann tun wir das mit unseren Schwestern, den Hexen, in Solidarität. Das Material verlangt es, es ist zu spontan. Es wäre ein Fehler für uns und unsere Schwestern am Broadway sowie für jeden Zuhörer, es nicht live zu versuchen, nicht auf diese Weise mit der Musik zu connecten. Zurück zum Anfang und nochmal versuchen war niemals ein Problem, nur eine Freude.

Die Geschichte von Elphaba und Glinda ist ein Weg von Freundschaft, Widerstandskraft und Gemeinschaft. In welchem Maß glauben Sie, dass die Botschaft dieses Films, die so wichtig ist, genau zur richtigen Zeit die Welt erreicht?

Ich glaube, wir fanden genau den richtigen Zeitpunkt. Es ist ein sehr aktuelles und dennoch zeitloses Thema, dass böse Kräfte versuchen, bestimmte Menschen auszugrenzen, Gruppen gegeneinander aufzubringen oder Spaltung zu verursachen. Freundschaft, Liebe und Familie – ob durch Blutsverwandtschaft oder gewählte Familie -, die wir in uns und unseren Mitmenschen spüren, waren immer das, das uns half, alles zu überstehen. Die Menschheit überlebt nur durch Liebe und Freundschaft.

Kommentare