Arbeitsplatz-Dramedy "Das Orchester“: Klarinettisten, Grantler und geheime Liebhaber

Frederik Cilius Jørgensen als Bo, zweiter Klarinettist in der gewitzten dänischen Arbeitsplatz-Dramedy „Das Orchester“
„Spielst du manchmal dein Cello auch nackt?“, will der Klarinettist Bo von seiner Orchester-Kollegin wissen. Die junge Frau schaut befremdet und verneint. Darüber, dass er mit seiner Frage eindeutig eine Grenze überschritten hat, ist sich Bo nicht im Klaren. Umso verblüffter reagiert er, als er zu einem Treffen mit der Direktorin eingeladen und aufgefordert wird, sich bei seiner Kollegin zu entschuldigen.
In der Sekunde verwandelt sich Bo in einen Wutbürger: Er soll sich entschuldigen? Nie im Leben. Er selbst würde seine Klarinette auch manchmal nackt spielen. Das wird man wohl noch fragen dürfen!
Pikanterweise hat nicht die Frau selbst die Beleidigung zur „Anzeige“ gemacht, sondern ein Kollege. Er heißt Simon und ist der Liebling des Orchesters. Er spielt die erste Klarinette, während Bo nur die zweite bläst.
Alle lieben Simon.
Niemand mag Bo.
Simon gibt sich politisch korrekt, ist aber in Wahrheit ein Schleimer und Betrüger.
Bo wiederum ist stolzer Grantler. Er fühlt sich als musikalisches Genie verkannt und lässt seine schlechte Laune an seiner Musikschülerin aus, die er wegen ihres „Klumpfußes“ beleidigt. Sein größtes Ziel: Dem Konkurrenten Simon den Platz der ersten Klarinette streitig zu machen. Überraschenderweise findet er einen unvorhergesehenen Verbündeten: Den stellvertretenden Orchesterleiter Jeppe. Auch er hasst Simon – weil er der Liebhaber seiner Frau ist.
Intrige
„Orkestret“, so der Originaltitel, hat bei der Verleihung des dänischen Filmpreises mehrere Auszeichnungen abgestaubt. Unter den Drehbuchautoren befindet sich auch Adam Price, Schöpfer der Polit-Serie „Borgen – Gefährliche Seilschaften“.

Gemeinsames Intrige schmieden gegen einen verhassten Konkurrenten: "Das Orchester“
Nur auf den ersten Blick ist „Das Orchester“ (abrufbar auf Canal+) eine Arbeitsplatz-Tragikomödie, in der es um die Egos eifersüchtiger Musiker, Konkurrenz und Intrige geht. Tatsächlich stehen mit Bo und Jeppe zwei Männer im Mittelpunkt, die sich von ihrer weiblichen Umgebung unterbuttert fühlen und den Frauen gegenüber ihren „Mann stehen wollen“. Ob eine fiese Chefin, eine untreue Gemahlin oder eine übermächtige Mutter – sie sind die wahren Gegnerinnen von Bo und Jeppe. Und so gut beobachtet und witzig im Detail die Alltagssituationen in „Das Orchester“ auch immer wieder sein mögen, den antifeministischen Geschmack von Backlash-Humor kann die Serie nicht abstreifen.
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