Ein Magier des Klanges

Ein Dirigent leitet ein Orchester mit Cellisten.
Die Wiener Philharmoniker brillierten mit Bruckner – und Thielemann.

Nicht um tausend Gulden möchte ich das noch einmal schreiben“, soll sich Anton Bruckner nach Beendigung seiner 5. Symphonie, die er selbst „Phantastische“ genannt hat, gegenüber einem Schüler geäußert haben. Und der Name ist sicher zutreffend: Reich an quellender Erfindung, in kaum fassbarer Vielgestaltigkeit ihres Ausdrucks und in überwältigender Architektur.

Monumental und für die damalige Zeit unglaublich modern sind seine Klangwelten, monumental aber auch die zeitlichen Dimensionen dieses gigantischen Werks. So dauert seine gern als „intellektuellste“ bezeichnete Symphonie mit ihrem riesigen Klangapparat um die 80 Minuten. Das verlangt höchste Konzentration, vom Publikum und von den Musikern.

An Konzentration mangelte es im Großen Festspielhaus wahrlich nicht. Auch nicht an Präzision, Transparenz, Farben und Klangmagie. Dafür sorgten die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann in überreichem Maße.

Im Kopf

Unter der umsichtigen, aber auch stets animierenden, ja fordernden Leitung des deutschen Stardirigenten wurde mit großen Bögen die Klangarchitektur mit allen Kontrasten und Brüchen ideal herausmodelliert. Die ganze diffizile Partitur im Kopf dirigierte der Maestro auswendig, immer unter Bedachtnahme auf die optimale Balance, und trotz des Mammutwerkes, das in der Originalfassung aufgeführt wurde, mit großer Vitalität.

Er huldigte den breiteren Tempi der traditionellen Bruckner-Pflege, ließ gewaltige Steigerungen vom anfänglichen Adagio des ersten Satzes über den ersten Aufschrei des Orchesters bis zum Finale mit nie nachlassender Spannung aufbauen.

Es war schlichtweg ein Genuss, den makellosen Kantilenen, den intensiven Aufschwüngen, den exakten Bläsern und den in warmen Farben tönenden Streichern, besonders im wunderbaren Adagio des zweiten Satzes, bis zu den suggestiven und erschütternden Klangwelten des Finales zu lauschen.

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