Ein „bisschen wie Kindergeburtstag“ waren die Aufnahmen zu „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“, dem vierten Album der Band AnnenMayKantereit. Das Trio rund um Sänger Henning May hatte dabei nämlich häufig Gäste in seinem Ton-Studio in Köln dabei.
„Das war kein Konzept, es hat sich während der Aufnahmen so ergeben“, sagt Gitarrist Christopher Annen im KURIER-Interview. „Es waren auch gar keine Musiker, sondern Freunde, die uns sehen wollten und deshalb auf einen Kaffee und Kuchen vorbeikamen.“
Die legere Atmosphäre während der Aufnahmen hat sich auch auf das Feeling des Albums übertragen. Da muss es nicht wie beim während der Corona-Pandemie entstandenen Vorgänger um die Probleme der Welt gehen. Da darf May auch mal von Erdbeerkuchen oder drei Tagen am Meer schwärmen und die Band das befreiende Schwingen der Hüften abfeiern.
„Wir sind zwar politisch positioniert, engagieren uns zum Beispiel für Fridays for Future, aber das muss ja nicht immer in den Songs stattfinden“, sagt Kantereit. „Wir hatten diesmal einfach Lust auf Leichtigkeit. Unser Engagement zeigen wir dann mit Benefizkonzerten, wobei uns der Klimawandel immer ein starkes Anliegen ist. Wir haben gerade für die Klima-Demonstranten in Lützerath gespielt, aber auch für die Benefizorganisation SOS Mediterranée, die im Mittelmeer Seenotrettung macht.“
Ein paar der neuen Songs haben aber trotzdem einen ernsten Hintergrund. So geht der für die Texte hauptverantwortliche Henning May in „Heute Abend wird es regnen“ auf den Rauschzustand ein, dem sich der Protagonist des Songs hingeben will, und der deshalb nicht böse ist, dass es regnen wird.
„Ich finde schön, dass der Text so abgefasst ist, dass er das Thema nicht von oben herab behandelt, sondern nur den Zustand beschreibt“, sagt Christopher Annen. „Es muss dabei gar nicht unbedingt um Drogen gehen. Man könnte den Song auch so deuten, dass man nur von seinen Gedanken gefangen ist und deshalb lieber zu Hause bleibt.“
An die Kindheit zurückdenken AnnenMayKantereit in mehreren Songs. Der wichtigste davon ist ihnen „Weißhausstraße“, weil diese Straße in einem Industrieviertel südwestlich der Kölner Altstadt sie seit der Kindheit verbunden hat.
„Sie lag auf unserem Schulweg und ist gespenstisch“, erzählt Annen. „Wir sind immer schnell durchgegangen, weil sie so spooky war und nachts viele dubiose Typen dort rumgelungert sind.“
Gerade haben AnnenMayKantereit in Deutschland ihre Tour zu „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ gestartet. Am 15. April kommen sie mit dieser Show, bei der sie von Bläsern und Streichern begleitet werden, in die Wiener Stadthalle.
Ihren größten Hit haben sie dabei aber nicht im Programm. Der stammt nämlich gar nicht von ihnen. Ein während der Pandemie aufgenommenes Cover von „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega ging – zwei Jahr nachdem sie es ins Internet gestellt hatten – von den USA aus viral und wurde bisher auf Spotify über 210 Millionen Mal angeklickt.
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