Anna Netrebko in Wien: Opernhitparade mit Jubelgarantie und Störgeräuschen

Anna Netrebko in Wien: Opernhitparade mit Jubelgarantie und Störgeräuschen
Verdis „La Traviata“ mit Anna Netrebko im Wiener Konzerthaus, Demonstranten davor.

Superstar Anna Netrebko ist zurück. Obwohl sie zumindest in Wien nie weg war. Ein Projekt allerdings war dann doch eine sehr schwere Geburt. Eine konzertante Aufführung von Giuseppe Verdis „La Traviata“ (in Auszügen) im Konzerthaus. 2021 kam die Pandemie dazwischen, 2022 der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Störgeräusche

Im dritten Anlauf aber hat es funktioniert. Netrebko kehrte zu einer ihrer liebsten Rollen zurück. Allerdings unter extremen Bedingungen. Vor dem Konzerthaus gab es die inzwischen fast schon übliche Demonstration ukrainischer Kräfte; „Putin, Mörderstaat“ oder „Buh, Netrebko“ wurden skandiert.

Dem Publikum im Saal selbst konnte es egal sein. Denn bei diesen Preisen – die billigste Karte kostete 99,90 Euro, die teuerste Kategorie schlug sich mit 412 Euro zubuche – war Feststimmung angesagt. Und dies, obwohl diese „Traviata“ eine Readers-Digest-Fassung darstellte. Denn der private Veranstalter (DEAG) hatte alles auf Netrebko fokussiert.

Soll heißen: Netrebko als Violetta, Tenor und Ehemann Yusif Eyvazov als Alfredo sowie Bariton Étienne Dupois als Germont standen im Mittelpunkt; etliche Szenen wurden gestrichen.

Was man hören durfte? Auszüge aus dem ersten Akt. Szenen aus dem zweiten, das Finale aus dem dritten und Violettas Tod im vierten Akt. Die Nebenrollen wurden von den Solistinnen und Solisten der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor übernommen. Am Pult der soliden Philharmonie Baden-Baden wusste Dirigent Michelangelo Mazza, was er zu tun hatte – seine Stars auf Händen zu tragen.

Sphärenklänge

Vor allem Anna Netrebko, die eine überirdische Violetta ist. Da stimmt alles. Die Höhen, die Lyrismen, die Phrasierung, der Ausdruck und die Dramatik – besser kann man diese Partie kaum singen. Yusif Eyvazov wiederum beeindruckte mit tenoralen Spitzentönen, jedoch auch schöner Gesangskultur. Étienne Dupois ergänzte mit seinem kernigen Bariton gut. Das Publikum tobte zurecht.

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