Andreas Babler: Wie aus einem Seminar für Kultureinsteiger

46-215470748
Fast wäre Kickl Kulturminister geworden, stattdessen wurde es Babler. Die Kultur ist also politisch wichtig - aber es wirkt nicht so.

Sehr geehrtes Kulturamt!

Ich bin immer noch bass erstaunt angesichts der Unbelecktheit des Kulturministers, die dieser im Sommergespräch des ORF in Kulturfragen zur Schau stellte. Sie als Kulturamt haben doch sicher ausreichend Einfluss, daher ersuche ich Sie: Starten Sie mit Ihren Mitarbeitern (oder Mitarbeitenden, wie man heute korrekt sagt) eine Petition für die Absetzung des Kulturministers oder zumindest für eine Beiziehung eines/r Staatssekretärs/in. Vizekanzler kann er ja ruhig bleiben, da fällt er nicht so auf.

Mit freundlichen Grüßen (um nicht „Freundschaft zu sagen), A. M.

Sehr geehrte A. M.,

vielen Dank für Ihr Schreiben und für Ihr Ansuchen, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 16/2025). Wir teilen Ihren Befund, auch wenn wir laut Statut nur Sachbearbeiter ohne jede politische Motivation zu sein haben: Die Kultur ist akut in erfahrungsarmen Händen, was angesichts ihrer Komplexität durchaus Risiken birgt. Die Äußerungen des Herrn Minister glauben wir aus jenen Fortbildungsseminaren zu kennen, zu denen wir unbewanderte Mitarbeiter/innen schicken. Wenn er über niederschwelligen Zugang, über einen breiten Kulturbegriff, über Kindertheater und Popmusik spricht, dann könnte das aber auch aus Bewerbungsunterlagen für die Leitung einer Kulturinstitution stammen, weil Headhunter auf so etwas für gewöhnlich mehr reflektieren als auf komplexere Inhalte.

Wir finden übrigens, dass Klaus Webhofer vom ORF auch in diesem Gespräch einen Topjob gemacht hat. Er brachte Andreas Babler sogar zur Aussage, dass er Vieles gerichtet habe, „was aus Vorgängerregierungen an budgetären Wahnsinnigkeiten gekommen“ sei. In diesem Zusammenhang möchten wir den Minister gerne erinnern, dass die bisherige Staatssekretärin eine Rote war, ehe sie grün wurde, aber das nur nebenbei.

Grundsätzlich würden wir Ihre Kritik, sehr geehrte A. M., sogar dahingehend erweitern, dass es überhaupt schon lange her ist, dass die politische Verantwortung ministeriell wirklich adäquat hochkarätig besetzt war. Wir denken an Josef Ostermayer, seither ist die Kultur zum lästigen Beiwerk geworden und ein Kulturminister als politischer Vordenker offenkundig unerwünscht.

Dennoch müssen wir Ihr Ansuchen ablehnen, denn wir verstehen uns als Beobachter und nicht als Aufwiegler. Apropos: Wir erinnern daran, dass sogar Herr Kickl im Falle eines Regierungseintrittes die Kulturagenden übernehmen wollte. Dann hätten wir jetzt andere Debatten.

Kommentare