Andrea Eckert als Maria Callas: Die Verzweiflung hinter der Maske

Große Triumphe, große Tristesse: Andrea Eckert als Maria Callas 
Die Wiederaufnahme der klassischen Inszenierung von Terrence McNallys „Meisterklasse“ im Vindobona

Maria Callas, geboren am 2. Dezember 1923 in New York, führte ein schillerndes Leben: 1959 lernte sie den Milliardär Aristoteles Onassis kennen – und ließ sich von Giovanni Battista Meneghini scheiden. Sie feierte als Primadonna die größten Triumphe – und dann war ihre markante Stimme verbraucht: 1971 bis 1972 unterrichtete sie Meisterklassen an der Juilliard School in New York.

Diesen Umstand machte sich der 2020 verstorbene Dramatiker Terrence McNally zunutze, um „die Callas“ Rückschau halten zu lassen. In seinem Zweiakter „Meisterklasse“, 1995 uraufgeführt, gibt sie Unterricht – nicht nur in Gesangstechnik, sondern auch in Haltung und Auftreten. Brutal, verletzend und unbarmherzig.

Von 1997 an begeisterte Andrea Eckert als Maria Callas im Volkstheater – zwölf Saisonen lang. Nun ist die geradezu klassische Inszenierung von Arie Zinger wieder zu sehen. Im Unterschied zu früher mit einer Pause und – bis auf Claudia Camie – mit neuen „Opfern“ (Pablo Cameselle und Teresa Gardner).

Andrea Eckert ist mittlerweile älter als Maria Callas, die 1977 mit 53 Jahren starb. Aber was für ein mondäner Auftritt im kleinen Schwarzen samt weißen Handschuhen! Gleich zu Beginn, beim Betreten der Klasse, dem Vindobona am Wallensteinplatz, stellt sie gegenüber ihrer Zuhörerschaft klar, was von ihr zu erwarten ist. Und basta!

Sie parliert italienisch, ist arrogant, sie merkt sich nicht die Namen ihrer Studenten und erwartet die gleiche Selbstdisziplin, die sie an den Tag legt. Andauernd hat sie etwas zu bekritteln. Aber ihre Einwände haben Berechtigung. Sie kann auch liebenswürdig sein – etwa zu Daniel Große Boymann am E-Klavier. Und zwei Situationen führen dazu, dass die Callas aus ihrer Rolle fällt, der Wahrheit in die Augen schaut – verzweifelt, einsam, mit clownesk verschmierter Schminke vor einer projizierten Übermalung von Arnulf Rainer. Ganz besonders mit dem zweiten Monolog vermag Andrea Eckert zu berühren. Und fast hätte sie doch einen Ton gesungen.

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