„Andrea Chénier“ an der Staatsoper: Einspringer als Retter des Abends

So eine Situation treibt wohl jedem Direktor Schweißperlen auf die Stirne: Denn der für die Wiederaufnahme von Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ als Carlo Gérard vorgesehene Luca Salsi (großes Artikelbild) trat zwar trotz extrem kurzfristig aufgetretener, von Bogdan Roščić angesagter und hörbarer Indisposition an, musste aber nach dem zweiten Bild w.o. geben.

„Viva la morte insiem!“: Es sind die letzten Spitzentöne der beiden, die sie gemeinsam schmettern, bevor sie unter gewaltigen Orchesterklängen mit einem Holzkarren zum Schafott geführt werden. Aber nicht nur bei ihrem finalen Duett faszinierten Michael Fabiano und Sonya Yoncheva, für beide ein Rollendebüt am Haus, sondern den gesamten Abend und wurden vom Publikum umjubelt.

Michael Fabiano sang die Titelpartie in der Revolutionsoper mit seinem lyrischen und fein klingenden Tenor, bei dem alle Spitzentöne sicher und kraftvoll saßen. Er konnte mit kultiviertem Schöngesang betören. Sonya Yoncheva als Maddalena wirkte, wie die Rolle es vorsieht, zu Beginn sehr mädchenhaft, zeigte im Laufe des Abends immer größere Gefühle und reichere Nuancen. Sie begeisterte mit hoher Legatokultur und Höhensicherheit. Aus den zahlreichen Nebenrollen ragten Daria Shuskova als Bersi, Monika Bohinec als sehr berührende Madelon, Juliette Mars als Gräfin Coigny, Carlos Osuna als „Incroyable“ sowie Stefan Astakhov als Roucher heraus. Untadelig sang auch der Chor.
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